Der Handelsverband Deutschland (HDE) dringt darauf, den Einzelhändlern im Lockdown weiterhin die Übergabe von im Internet bestellter Ware (Click and Collect) in den Läden zu erlauben.
«Wir fordern, dass das Click and Collect möglich bleiben muss», sagte am Montag HDE-Sprecher Stefan Hertel der Deutschen Presse-Agentur. Das Thema sei bei den Beratungen von Bund und Ländern am Sonntag noch nicht geregelt worden und müsse jetzt von den Ländern in ihren Verordnungen geklärt werden.
Auch der E-Commerce-Verband bevh, hatte zuvor erklärt, ein solcher Schritt könnte das Überleben des stationären Handels sichern und die allgemeine Versorgung der Bevölkerung sicherstellen.
Unterstützung bekamen die Verbände am Montag von den Elektronikketten Media Markt und Saturn und dem Möbelhändler Ikea. Ein Sprecher der Elektronikketten betonte, schon in der ersten Corona-Welle habe sich gezeigt, dass es möglich sei, beim Abholen von vorab bestellter Ware den Gesundheitsschutz für Kunden und Mitarbeiter durch speziell eingerichtete Abholstationen zu gewährleisten. Gleichzeitig biete Click and Collect den stationären Händlern die Möglichkeit, sich in der Krise besser im Wettbewerb gegen reine Onlinehändler zu behaupten. Und es entlaste die Lieferdienste, die vor Weihnachten ohnehin am Anschlag arbeiteten.
Auch Deutschlands größter Möbelhändler Ikea drängte darauf, dass dem Einzelhandel «weiterhin ein Abholservice mit kontaktloser Übergabe flächendeckend ermöglicht» werde. Der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) signalisierte am Montagmorgen im WDR 5, dass er zumindest im Buchhandel für eine solche Lösung offen sei.
Die beiden letzten Verkaufstage vor dem Lockdown dürften nach Einschätzung des Handelsverbandes Deutschland noch einmal von etlichen Verbrauchern genutzt werden, um letzte Geschenke zu kaufen. «Es können heute und morgen ein paar Kunden mehr in die Geschäfte kommen», prognostizierte der HDE-Sprecher. Mit einem wirklich dramatischen Ansturm rechne er jedoch nicht. «Die meisten Kunden haben den Lockdown ja kommen sehen und viele haben es schon so organisiert, dass sich nicht mehr einkaufen gehen müssen.»
Am vergangenen Samstag war das Bild in den deutsche Fußgängerzonen nach Angaben des Unternehmens Hystreet, das auf die Messung von Kundenfrequenzen spezialisiert ist, sehr unterschiedlich. «Es gab keinen bundeseinheitlichen Trend», sagte Hystreet-Geschäftsführer Nico Schröder. In einigen Städten wie Nürnberg und Bremen seien bis zu 32 Prozent mehr Besucher gezählt worden als in der Vorwoche, in anderen Innenstädten – etwa in Heilbronn, Stuttgart oder Karlsruhe – seien die Besucherzahlen dagegen regelrecht eingebrochen.
Zum Eindämmen der sich weiter stark ausbreitenden Corona-Pandemie wird das öffentliche und private Leben in Deutschland von Mittwoch an drastisch heruntergefahren. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder hatten am Sonntag beschlossen, dass vom 16. Dezember bis zum 10. Januar der Einzelhandel mit Ausnahme der Geschäfte für den täglichen Bedarf schließen muss.
Der Handelsverband Deutschland warnt angesichts des harten Lockdowns bereits vor einer möglichen Pleitewelle in den Innenstädten. Bis zu 250 000 Jobs könnten verloren gehen, wenn der Staat den Händlern nicht massiv unter die Arme greife.
Auch der Deutsche Städtetag erwartet erhebliche Belastungen für die Innenstädte. Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Probleme beim Einzelhandel in den Innenstädten seien älter als das Virus, sie hätten sich aber in diesem Jahr verschärft. «Deshalb stellt sich umso dringender die Frage, wie die Innenstädte attraktiver gestaltet werden können. Diese Debatte müssen wir im neuen Jahr zwischen allen Akteuren fortsetzen. Vorrang hat jetzt die finanzielle Hilfe für die Betroffenen, die Bund und Länder zugesagt haben. Sie muss schnell kommen.»