Vor dem drohenden Brexit-Verkehrschaos Anfang Januar sind die britischen Warenlager bereits seit Wochen bis zum Rand gefüllt.
«Alles ist voll», sagte der Chef des britischen Logistikverbandes UK Warehousing Association, Peter Ward, der Deutschen Presse-Agentur. «Es sind auf jeden Fall Vorräte wegen des Brexits gebildet worden.» Viele Unternehmen – etwa aus dem Automobilsektor – hätten bereits lange vor Ende der Brexit-Übergangsphase zum Jahreswechsel Waren aus Europa eingelagert.
Allerdings ist nicht nur das befürchtete Brexit-Chaos für den hohen Lagerbedarf verantwortlich. «Die Lagerhallen sind auch infolge der Lockdowns so voll», sagte Ward. Während des Teil-Lockdowns im November mussten in England auch nicht-essenzielle Geschäfte schließen – deren nicht-verkaufte Waren blockieren weiterhin viel Stauraum. Außerdem seien rund 300.000 Quadratmeter – etwa 2,5 Prozent der Gesamtkapazitäten – mit Corona-Schutzausrüstung wie Masken oder medizinischem Zubehör ausgefüllt. Unternehmen, die sich erst kurzfristig vor dem Jahreswechsel auf die Suche nach Lagerflächen begeben, machte der Vertreter der Lager- und Logistikbranche keine großen Hoffnungen: «Es ist höchstwahrscheinlich zu spät.»
Zum Jahreswechsel endet die Brexit-Übergangsphase, in der bis zum Ende des Jahres noch weitgehend die gleichen Regeln galten wie vor dem EU-Austritt Großbritanniens. Danach werden lange Staus an den Grenzen befürchtet, weil neue Kontrollen notwendig werden. Die Wirtschaft auf beiden Seiten warnt vor Verwerfungen und massiven Folgen – insbesondere im Fall eines No-Deal-Brexits. Zu den Mitgliedern des Verbandes gehören Logistikriesen wie Kühne und Nagel oder DHL, aber auch viele kleinere und mittlere Firmen.