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Corona-Beschränkungen bremsen deutsche Wirtschaft

Das BIP wuchs im vierten Quartal 2020 nur minimal um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Axel Heimken/dpa)

Die deutsche Wirtschaft ist bislang mit einem blauen Auge durch den zweiten Corona-Lockdown gekommen.

Die erneuten Beschränkungen des öffentlichen Lebens bremsten zwar die Konjunkturerholung zum Jahresende 2020, die zunächst befürchtete deutliche Eintrübung blieb aber aus. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs im vierten Quartal minimal um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Daten mitteilte. Tiefere Spuren dürfte der Lockdown Ökonomen zufolge allerdings in den ersten drei Monaten dieses Jahres hinterlassen.

Besonders betroffen von den Beschränkungen des öffentlichen Lebens war nach Angaben der Wiesbadener Behörde zum Jahresende der private Konsum. Die Warenexporte und die Bauinvestitionen stützten die Konjunktur hingegen. Im Vorjahresvergleich schrumpfte die Wirtschaftsleistung preisbereinigt um 2,9 Prozent.

Für das Gesamtjahr 2020 bestätigte die Wiesbadener Behörde einen Rückgang des BIP um 5,0 Prozent. Einen stärkeren Einbruch hatte es nur während der globalen Finanzkrise 2009 gegeben, als die Wirtschaftsleistung um 5,7 Prozent sank.

Das leichte Plus beim Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal zeige, «dass die deutsche Wirtschaft zunehmend gelernt hat, mit den Kontaktbeschränkungen umzugehen», erläuterte Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung. Vor allem die Industrie erhole sich derzeit robust. Im ersten Lockdown im Frühjahr war die Wirtschaftsaktivität noch abgestürzt.

Nach Einschätzung von DZ Bank-Chefvolkswirt Michael Holstein stützte vor allem das Wachstum der weltweiten Industrie und des globalen Handels die deutsche Konjunktur. «Das ist im Industrie- und Exportland Deutschland besonders wichtig.»

Zwar sagen etliche Ökonomen Europas größter Volkswirtschaft nach der tiefen Rezession 2020 in diesem Jahr eine Erholung voraus. Die Wirtschaft dürfte angesichts der zunächst bis Mitte Februar verlängerten Beschränkungen aber weniger stark wachsen als erhofft. Die Bundesregierung schraubte ihre Konjunkturprognose zuletzt deutlich herunter und rechnet nun in diesem Jahr mit einem Wirtschaftswachstum um 3,0 Prozent. In seiner Ende Oktober vorgelegten Herbstprognose hatte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) noch einen Anstieg um 4,4 Prozent erwartet.

«Die deutsche Wirtschaft ist mit einem blauen Auge davon gekommen», analysierte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski mit Blick auf die letzten drei Monate 2020. Angesichts des aktuellen Lockdowns und der Impfsituation sei es allerdings schwer vorstellbar, dass die gleiche Zauberkunst im laufenden Quartal gelinge.

Viele Ökonomen gehen davon aus, dass die Wirtschaftsleistung im Zeitraum Januar bis März 2021 schrumpft. ««Auch wenn die deutsche Wirtschaft im vierten Quartal dem Lockdown getrotzt hat, rechnen wir für das erste Quartal weiter mit einem Minus», sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Der Lockdown betreffe seit Mitte Dezember auch den Einzelhandel. Nach Einschätzung von Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank Gruppe, verspricht das laufende Jahr zwar Besserung, «doch zunächst bleibt es schwierig».

Das zeigt sich auch an der Stimmung in den Unternehmen in Deutschland, die sich zu Beginn des Jahres deutlich eintrübte. Im Januar war das Ifo-Geschäftsklima, Deutschlands wichtigster Konjunkturindikator, im Monatsvergleich um 2,1 Punkte auf 90,1 Zähler gefallen.

Zudem brach die Konsumlaune der Verbraucher ein, wie aus der jüngsten Konsumklimastudie der GfK für Februar hervorgeht. «Die Schließung von Gastronomie und weiten Teilen des Handels Mitte Dezember 2020 hat die Konsumneigung ähnlich hart getroffen wie beim ersten Lockdown im Frühjahr des vergangenen Jahres», erläuterte GfK-Experte Rolf Bürkl. Damals war das Konsumklima auf einen Tiefpunkt gesunken. Der Privatkonsum ist eine wichtige Stütze der deutschen Konjunktur.

Von Friederike Marx, dpa