Die jüngste Talfahrt am deutschen Aktienmarkt hat am Donnerstagnachmittag ein vorläufiges Ende gefunden. Der Dax machte im späten Handel seine morgendlichen Verluste wett und schloss mit einem Plus von 0,33 Prozent bei 13.665,93 Punkten.
Am Morgen war der deutsche Leitindex noch um mehr als 2 Prozent bis auf 13.310 Zähler abgerutscht. Der MDax der mittelgroßen Werte gewann am Donnerstag letztlich 0,38 Prozent auf 31.461,96 Punkte.
Börsianer begründeten die späte Dax-Erholung mit den starken Kursgewinnen an der New Yorker Wall Street. Dort sorgten einige gute Geschäftszahlen von Unternehmen und insgesamt robuste Konjunkturdaten für gute Laune. So ist die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe überraschend deutlich gesunken. Zudem besserten sich die konjunkturellen Aussichten – gemessen am Sammelindex der wirtschaftlichen Frühindikatoren – auch im Dezember. Die Wirtschaftserholung der USA schwächte sich im vierten Quartal merklich ab, das Bruttoinlandsprodukt stieg aber trotz neuer Corona-Beschränkungen weiter.
Bei den anderen europäischen Leitindizes war die Tendenz nicht eindeutig. So stieg der EuroStoxx 50 um 0,58 Prozent auf 3557,04 Punkte. Der Cac 40 gewann in Paris 0,93 Prozent. Der Londoner FTSE 100 hingegen sank um 0,63 Prozent. In New York notierte der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss 1,90 Prozent über dem Vortagesschluss.
«Risiken verringern» lautete die Devise am Markt angesichts der hohen Bewertungen von Aktien und der weiterhin schwierigen Corona-Situation mit Impfstoff-Lieferproblemen und Lockdown-Verlängerungen. Die verschobenen konjunkturellen Erholungstendenzen strapazierten die Nerven der Investoren, sagte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect.
Nach vorläufigen Jahreszahlen von BMW fielen die Papiere des Autobauers um 0,56 Prozent. Analysten lobten vor allem die Liquiditätsentwicklung. Nach dem starken Abschneiden von Volkswagen genüge dies aber nicht als Kurstreiber, sagte ein Händler. Der Vorsteuergewinn liege nur im Rahmen der Erwartungen.
Die zuletzt schwachen Aktien von Unternehmen aus der Halbleiterbranche wie Infineon und Aixtron stabilisierten sich mit dem Gesamtmarkt und legten zu. Infineon gewannen an der Dax-Spitze 3,8 Prozent. Optimistische Signale des Chipherstellers STMicroelectronics waren am Morgen im schwachen Markt zunächst untergegangen.
Die Aktien der Commerzbank reagierten mit einem kräftigen Kursanstieg von 6,2 Prozent auf die Bekanntgabe der Eckdaten zum Strategieprogramm des Geldhauses. Die Bank will bis 2024 brutto rund 10 000 Vollzeitstellen abbauen, um die Kosten zu senken und die Profitabilität deutlich zu steigern. In Deutschland würde dies jeden dritten Arbeitsplatz betreffen. Zudem ist die Schließung von 340 der 790 Niederlassungen geplant. Die Sparmaßnahmen sollen rund 1,8 Milliarden Euro kosten.
Die Papiere des Bausoftwareherstellers Nemetschek sackten nach einer Abstufung durch Goldman Sachs um 6,0 Prozent ab. Bei einem Plus von 3,0 Prozent freuten sich die Anleger des Wohnimmobilienkonzerns Grand City Properties über den Start von Aktienrückkäufen. Lufthansa bekamen am Nachmittag starken Auftrieb und gewannen 6,3 Prozent.
Der Euro kostete zuletzt 1,2123 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,2091 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,56 Prozent am Vortag auf minus 0,58 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,11 Prozent auf 146,29 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,07 Prozent auf 177,67 Punkte zu.