Die Industrie hat vor einem kompletten Herunterfahren der Wirtschaft in der Corona-Krise gewarnt.
Der neue Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, sagte in Berlin, es gebe keine Evidenz dafür, dass in Industrieunternehmen Hotspots entstünden.
Falls die Produktion in der Industrie etwa für vier Wochen ganz heruntergefahren würde, dauere es weitere vier Wochen, um sie wieder hochzufahren. Dies würde dann nicht ohne Folgen für das Wirtschaftswachstum bleiben.
Die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, sagte, es gebe keinen Grund, warum in der deutschen Automobilindustrie Werke geschlossen werden sollten. «Die Betriebe und die unserer Kunden haben sehr hohe Arbeitsschutzstandards und detaillierte Hygienekonzepte.
Deshalb haben wir auch keine außergewöhnlichen Infektionsherde in der Automobilindustrie. Wenn unsere Unternehmen die Produktion einstellen müssten, würde dies sofort auch die Betriebe und Beschäftigten in anderen Staaten treffen. Die Lieferketten laufen durch ganz Europa und die Welt, eine Unterbrechung in Deutschland hätte globale Auswirkungen.»
Eine laufende Produktion in der Industrie sichere die Einkommen vieler Menschen und sei Voraussetzung für die Finanzierung aller Aufgaben des Staates – einschließlich der Abtragung der immensen Staatsschulden, die sich durch die Corona noch einmal erheblich erhöht haben, so Müller.
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow hatte sich für noch weitreichendere Einschränkungen im Kampf gegen das Coronavirus ausgesprochen. «Wir müssen endlich in einen richtigen Lockdown gehen», hatte der Linke-Politiker der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» gesagt.
Bund und Januar hatten zuletzt den Lockdown bis Ende Januar verlängert. Das bedeutet, dass die Gastronomie weiter geschlossen bleibt, zudem Dienstleistungsbetriebe wie Friseure sowie weite Teile des Handels.
Unterdessen machte Russwurm deutlich, der Einsatz von Homeoffice von den Betriebsparteien vor Ort entschieden werden müsse.
Die Industrie appelliere an alle Unternehmen, das Thema Homeoffice soweit wie möglich zu nutzen, sagte Russwurm. «Und ganz viele tun das auch.» Die Entscheidung darüber, was gehe und was nicht gehe, welche Arbeitsplätze dauerhaft im Homeoffice sein könnten, wo es richtig sei, ab und zu mal wieder zurück ins Büro zu kommen und welche Arbeitsplätze schlichtweg nicht von zuhause zu erledigen seien, wisse aber niemand besser als die Betriebsparteien vor Ort. Das «Schweißen aus dem Homeoffice» habe noch niemand erfunden.