Von der Ladestation über Paketboxen bis hin zu Imbissstand und Drohnen-Startplatz: Mit neuen Plänen für seine Standorte überall in Europa treibt der Parkhausriese Apcoa den Umbau seines Geschäftsmodells voran.
Das Unternehmen will weg vom reinen Abstellplatz für Fahrzeuge und daraus nach und nach «Urban Hubs» machen – Drehscheiben für Mobilitäts- und andere Dienstleistungen für Autofahrer, aber auch für Logistikunternehmen, wie Apcoa-Manager Frank van der Sant der Deutschen Presse-Agentur sagte. Zudem soll die Zahl der Standorte noch deutlich schneller steigen als bisher – um durchschnittlich 1000 jedes Jahr bis 2030.
Aktuell hat Apcoa etwa 11 500 Parkhäuser und Parkplätze in 13 verschiedenen Ländern unter seiner Regie und ist damit nach eigenen Angaben Europas größter Parkhausbetreiber. 2019 setzte das Unternehmen mit Sitz am Stuttgarter Flughafen mit Parkplätzen mehr als eine Milliarde Euro um. 300 eigene Standorte betreibt Apcoa in Deutschland, dazu kommen mehr als 1000, die im Auftrag privater Eigentümer bewirtschaftet werden.
Van der Sant schwebt eine Art «Shop-in-Shop»-Konzept in Anlehnung an große Kaufhäuser vor. Kleine Anbieter sollen die Parkflächen entweder dauerhaft oder für bestimmte kürzere Zeiträume mieten können, um dann dort ihre Produkte oder Dienstleistungen anzubieten. Aus van der Sants Sicht profitieren davon beide Seiten. «Wir gewinnen mehr Auslastung, die können die Flächen flexibel nutzen», sagte er.
Zu den generellen Schwierigkeiten im Geschäft mit Parkhäusern gehört, dass die meisten sehr unterschiedlich frequentiert sind. Zu den Stoßzeiten sind sie oft überfüllt, vor allem nachts oder am frühen Morgen dagegen bleiben viele Plätze leer. «Unsere Parkgaragen sind leider nie richtig ausgelastet, außer vielleicht an ein paar Samstagen vor Weihnachten», sagte van der Sant.
Vor allem als zentral und verkehrsgünstig gelegener Umschlagplatz für Logistik-Unternehmen sind Parkhäuser daher schon länger im Gespräch, in vielen Städten gibt es auch schon entsprechende Angebote. In Stuttgart hat Apcoa das Konzept zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation in einem großen Pilotprojekt schon 2019 erprobt. Verkehrsexperten sehen darin eine gute Möglichkeit, den Lieferverkehr mit Lastwagen und Transportern aus den ohnehin verstopften Innenstädten herauszuhalten.
Bei dem Pilotprojekt ging es in erster Linie um das Umladen kleinerer Sendungen von Transportern auf Lastenräder eines lokalen Anbieters. Inzwischen arbeite man aber auch schon mit allen großen Paketdienstleistern zusammen, sagte van der Sant.
Nun sollen nach und nach die nächsten Schritte folgen – je nachdem, was wo nachgefragt wird und sich realisieren lässt. Geplant ist eine Menge, zum Teil existiert es auch schon: vom Batterie-Ladeservice über Mietwagen-, -fahrrad- und -roller-Angebote über Paket-Abholstationen, Miet-Lagerräume und Drive-in-Waschsalons bis hin zu Start- und Landeplätzen für Frachtdrohnen und Lufttaxis – sofern es Letztere dann irgendwann gibt. Auch über Abholstationen für Essen aus dem Schnellrestaurant sei man im Gespräch. «Es ist nicht so, dass wir genau wissen, was wir wo tun wollen», sagte van der Sant. Es müsse auch nicht alles an allen Standorten geben. Je nach Land sei auch der Bedarf sehr unterschiedlich.
Apcoa pachtet und betreibt nach eigenen Angaben die Parkhäuser und -plätze, kauft sie aber nicht und baut auch nicht selbst. Das sei weniger kapitalintensiv, sagte van der Sant. Auch von den geplanten zusätzlichen Angeboten in den «Hubs» wolle man nur einige selbst machen – etwa die Selfstorage genannten Miet-Lagerboxen. «Hier überlegen wir, selbst ins Geschäft einzusteigen», sagte van der Sant. Zum Teil komme es auch auf die nationalen Regularien an. In Skandinavien etwa baue Apcoa selbst Ladesäulen auf und verkaufe den Strom. In Deutschland sei dafür eine Zulassung nötig. «Die streben wir nicht an.»