Die Hannover Messe als sonst größte Industrieschau der Welt läuft in diesem Jahr wegen der anhaltend schwierigen Corona-Lage als reines Digitalformat.
Mit Online-Präsentationen und Livestreams der Aussteller, Videokonferenzen sowie einem neuen Vernetzungs-Tool sollen vom 12. bis zum 16. April auch die Grundlagen für ein «Hybridmodell» in der Zeit nach der Pandemie gelegt werden, sagte Messechef Jochen Köckler bei der Vorstellung des Programms. «Wir haben den Schieberegler auf digital geschoben.» Er sei aber überzeugt, dass es schon im weiteren Jahresverlauf wieder Präsenzveranstaltungen gebe – einige davon würden dann als Mischform aus klassischer Messe und Austausch über das Netz geplant.
«Das ist ein Format, das viel besser ist, als wenn wir einfach absagen würden», meinte Köckler zum neuen Ansatz der Deutschen Messe AG. Das Unternehmen hatte in Abstimmung mit den Partnerbranchen entschieden, dass eine Präsenzmesse im Frühjahr 2021 noch nicht möglich ist. Gerechnet wird nun mit bis zu 1000 Ausstellern für die Digitalausgabe. Darunter sind unter anderem bereits der chinesische Telekommunikationsausrüster Huawei, der Roboterbauer Kuka, der Softwarekonzern SAP, der Cloud-Riese Amazon Web Services oder der Automatisierungstechnik-Anbieter Festo. Weitere Anmeldungen laufen.
2020 war die Hannover Messe in der anschwellenden ersten Corona-Welle abgesagt worden. Einreisebeschränkungen, Kontaktverbote und eine Verfügung der Region Hannover hatten die Ausrichtung letztlich unmöglich gemacht – die Messegesellschaft hatte erst noch versucht, mit einem verschärften Hygienekonzept und einer Verschiebung auf den Sommer dagegenzuhalten. Auch für Hoteliers und Gastronomen war die Zwangspause ein schwerer Schlag. Angekündigt waren bei der letzten Auflage rund 6000 Aussteller aus 70 Ländern – diese Zahlen sind jetzt aber schwer mit der Situation nach der Neuaufstellung vergleichbar.
Zu den Schwerpunktthemen im April zählen Technologien rund um die erneuerbaren Energien, die Digitalisierung und Vernetzung in der Produktion («Industrie 4.0»), klimaneutrale Fertigung oder neue Logistik- und Lieferketten-Konzepte. Diese spiegeln sich auch im Konferenzprogramm wider: Nach der Online-Eröffnung durch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am 12. April und wirtschaftspolitischen Runden geht es an den Folgetagen um Fachvorträge und Podiumsdiskussionen. Für den 16. April ist der Karrierekongress «Women Power» geplant.
Firmen und Verbände stellen sich und ihre Produkte im Kernbereich «Expo» vor. Dazu sind auch Anfragen über die Aussteller-Datenbank möglich. Die Vernetzung auf der Messe soll außerdem mit Hilfe eines «Dashboards» vorangebracht werden, über das sich jeder Besucher – je nach Interessenprofil – mit Ausstellern und anderen Besuchern austauschen kann. «Wir sind gespannt, wie das ankommt», sagte Köckler. «Das können wir bei einem hybriden Format noch ausbauen.»
Der Stamm-Aussteller Kuka, dessen Roboter etwa in vielen Betrieben der Maschinenbau- und Autoindustrie im Einsatz sind, gab sich zuversichtlich zu dem Digitalkonzept. «Es ist auch für uns eine neue Erfahrung – machen wir doch das beste daraus», meinte Firmensprecher Wolfgang Meisen. Er glaube, dass so weiterer «Schub» möglich sei.
Partnerland der Messe ist Indonesien. Jakartas Botschafter in Berlin, Arif Havas Oegroseno, sagte, auch sein Land sei im Corona-Jahr 2020 in eine Rezession abgerutscht. Der Digitalsektor habe zuletzt aber zugelegt, und besonders die Gesundheitswirtschaft biete noch viel Potenzial. Er hoffe daher auf weitere Investoren aus Deutschland.