Die Arbeitsmarktchancen stark benachteiligter Jugendlicher verbessern sich einer Studie zufolge deutlich, wenn ihnen Studierende als Mentoren zur Seite stehen.
Die Schülerinnen und Schüler bekämen zu Hause oft nur wenig Hilfe von ihren Eltern, erläuterte der Leiter des ifo Zentrums für Bildungsökonomik, Ludger Wößmann, in München. «Das Programm schließt die Lücke in ihren Arbeitsmarktaussichten im Vergleich zu Jugendlichen mit günstigerem Hintergrund.»
Die Forscher hatten in einer mehrjährigen Feldstudie das Programm «Rock Your Life!» untersucht, in dessen Rahmen Studierende ehrenamtlich Acht- und Neuntklässler aus Haupt- beziehungsweise Mittelschulen potenzialorientiert begleiten. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Schulnoten bei stark benachteiligten Jugendlichen ebenso verbesserten wie Geduld, Sozialkompetenzen und Arbeitsmarktorientierung.
Für Jugendliche aus günstigeren Verhältnissen gab es jedoch keine positiven Effekte. «Das Mentoring wirkt gerade dort, wo es eingeschränkte familiäre Unterstützung gibt», erläuterte Wößmann. Besonders Jugendliche, die selbst noch im Ausland geboren wurden, profitierten deutlich.
«Für stark benachteiligte Jugendliche übersteigen die zu erwartenden Einkommenserträge die Kosten des Programms um ein Vielfaches, wir kommen auf ein Verhältnis von 30:1», führte Wößmann aus. Elisabeth Hahnke, die Geschäftsführerin von «Rock Your Life!», betonte noch ein weiteres Ergebnis der Studie. Bislang seien viele davon ausgegangen, dass unterschiedliche Bildungschancen nur in sehr jungen Jahren ausgeglichen werden könnten. «Wir sehen jetzt, dass wir das auch noch im Alter von 13, 14, 15 Jahren machen können, das ist ein absolut positives, sensationelles Ergebnis.»
«Rock Your Life!» wurde 2008 von einer Gruppe von Studenten ins Leben gerufen und hat mittlerweile in 42 Städten in Deutschland mehr als 7000 Schülerinnen und Schülern bis zu zwei Jahre lang jeweils einen studentischen Paten zur Seite gestellt. «Diesen Jugendlichen wurde oftmals noch nie die Frage gestellt: Wer bist du, was kannst du, was willst du, wofür bist du in dieser Welt?», erzählte Hahnke. Durch die emotionale Beziehung zu den Mentoren würden die Jugendlichen unterstützt, zum Lernen motiviert und an den Arbeitsmarkt herangeführt.