Nach einer fast einwöchigen Blockade des Suezkanals schwimmt das auf Grund gelaufene Containerschiff «Ever Given» wieder.
Das 400 Meter lange Schiff sei am frühen Montagmorgen um 4.30 Uhr (Ortszeit) in schwimmenden Zustand gebracht worden und werde gesichert, teilte der Dienstleister Inchcape Shipping mit. Admiral Usama Rabi, Vorsitzender der Kanalbehörde, bestätigte den Erfolg bei Facebook. Das Schiffsradar Vesselfinder zeigte die «Ever Given» wieder als «unterwegs» an. Es blieb zunächst aber unklar, wann die Wasserstraße wieder zur Durchfahrt freigegeben werden kann.
Der Kurs des Schiffs, das etwa der Größe des Empire State Building in New York entspricht, sei um 80 Prozent geändert worden. Das Heck sei 100 Meter vom Ufer entfernt worden. Der Kanaldienstanbieter Leth Agencies schrieb bei Twitter, das Schiff sei «teilweise bewegt worden», der Bug liege aber immer noch auf Grund. Mit der nächsten Flut gegen 11.30 Uhr solle die «Ever Given» komplett befreit und in die Kanalmitte gebracht werden, teilte Rabi mit.
Laut Kanalbehörde hatten zehn Schlepper aus vier Richtungen seit dem Morgengrauen erneut versucht, das gewaltige Schiff zu bewegen. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi hatte zuvor bereits angeordnet, die teilweise Entladung von Containern vorzubereiten, falls die Versuche zur Freilegung weiter erfolglos bleiben sollten. Hilfs- und Bergungsteams versuchten mit Schleppern und Baggern seit Tagen, das Schiff eines japanischen Eigentümers zu befreien, das am Dienstag auf Grund gelaufen war.
Wann die «Ever Given» ihre Fahrt in nördlicher Richtung auf dem Weg nach Rotterdam im Kanal fortsetzen kann, war zunächst unklar. Es sei noch «einige Arbeit zu tun», schrieb das Schiffsradar Marine Traffic bei Twitter. Laut Admiral Rabi soll das Containerschiff am Großen Bittersee am nördlichen Ende des Suezkanals untersucht werden. Zudem sollen Ermittlungen die Ursache für den Unfall klären.
Der Kanalbehörde zufolge warteten zuletzt rund 370 Schiffe auf beiden Seiten des Kanals auf Durchfahrt, darunter 25 Öltanker. Der Finanznachrichtendienst Bloomberg berichtete am Montag von 450 wartenden Schiffen. Mehrere Reedereien hatten bereits begonnen, ihre Schiffe über das Kap der Guten Hoffnung in Afrika zu schicken.
Nach der Erfolgsmeldung vom Montagmorgen kursierten im Internet Videos von erleichterten Crewmitgliedern anderer Schiffe im Kanal. «Das Boot schwimmt», sagt ein Mann an Bord eines Schiffs und streckt seinen Daumen nach oben. Auf einem der Videos ist immer wieder der Ausspruch «Alhamdulillah» (Gott sei Dank) zu hören.
Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit den kürzesten Schifffahrtsweg zwischen Asien und Europa. 2020 durchfuhren nach Angaben der Suezkanal-Behörde fast 19.000 Schiffe die Wasserstraße. Durch die Blockade gingen dem Kanal bisher täglich Einnahmen von rund 13 bis 14 Millionen Dollar verloren.