Beflügelt von Hoffnungen auf einen globalen Konjunkturaufschwung und eine Eindämmung der Corona-Pandemie hat der deutsche Aktienmarkt Rekordhöhen erklommen. Der Dax knackte am Dienstag erstmals die Marke von 15.000 Punkten.
Der deutsche Aktienmarkt profitiert von der Aussicht auf anhaltende Niedrigzinsen, von starken amerikanischen Börsen und dem riesigen Konjunkturpakt in den USA. Zudem sorgten gute Nachrichten vom Suezkanal, wo ein Containerschiff die wichtige Wasserstraße tagelang blockiert hatte, für Aufatmen.
Der Dax schloss mit 15.008,61 Punkten, das ist ein Plus von 1,29 Prozent zum Vortag. Im Handelsverlauf war er bis auf 15.029,70 Punkte gestiegen. Seit dem Zwischentief Ende Oktober beläuft sich das Plus auf rund 30 Prozent. Erst am 7. Januar hatte der Dax die Hürde von 14.000 Punkten genommen.
Durch den Suezkanal, einem Nadelöhr für den Welthandel, fahren nach einer tagelangen Blockade durch einen quergestellten Riesenfrachter wieder Schiffe. Trotz des Endes der Blockade kann es nach Angaben von Reedereien noch mehrere Tage dauern, bis sich die gesamte Warteschlange aufgelöst hat. Zuletzt galt die Havarie des Frachters als wachsendes Problem für die Lieferketten zwischen Europa und Asien.
Gute Nachrichten aus den USA, wo die Börsen mit fortschreitenden Impfungen Rekorde erreichen, stützen die Aktienmärkte seit Wochen. So hatte die US-Notenbank Fed Mitte März ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum angesichts schneller Corona-Impfungen angehoben. Die US-Regierung stützt die heimische Wirtschaft ferner mit immensen Konjunkturhilfen von rund 1,9 Billionen US-Dollar (rund 1,6 Billionen Euro) – fast zehn Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung.
Von einer starken amerikanischen Wirtschaft profitieren auch deutsche Unternehmen, für die die USA ein wichtiger Exportmarkt sind. Mit China hat ein weiterer bedeutsamer Abnehmer deutscher Ausfuhren die Pandemie ohnehin weitgehend hinter sich gelassen.
Auch an den Niedrigzinsen, die seit Jahren den Börsen Auftrieb geben, dürfte sich so schnell nichts ändern. Die US-Notenbank Fed setzt im Kampf gegen die Corona-Krise unverändert auf eine extrem lockere Geldpolitik – trotz höherer Inflationsaussichten. Die Bank of England und die Europäische Zentralbank (EZB) setzen ebenfalls ihre lockere Geldpolitik fort. Die EZB will das Tempo ihrer Anleihenkäufe im zweiten Quartal noch deutlich erhöhen, wie Präsidentin Christine Lagarde ankündigte. Für die Börse bedeuten niedrige Zinsen ein gutes Umfeld, da Investoren auf der Suche nach Rendite kaum Alternativen haben und daher viel Geld in Aktien anlegen.
Die Corona-Krise mit steigenden Infektionszahlen in Deutschland hat die Börse unterdessen weitgehend kalt gelassen, auch wenn führende Ökonomen ihre Prognose für die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr gesenkt haben. Die Industrie kommt bisher gut durch die Pandemie, was die Konjunktur stützt. Unternehmen blicken zuversichtlicher auf das Frühjahr. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im März den zweiten Monat in Folge und erreichte den höchsten Wert seit Juni 2019.