Steigende Renditen von US-Staatsanleihen haben am Freitag für einen weiteren Rücksetzer am deutschen Aktienmarkt gesorgt.
Gleich zum Handelsstart sackte der Dax wieder unter die Marke von 14.000 Punkten. Der aktuelle Zinsanstieg in den USA, ausgelöst durch vage und insgesamt gelassene Äußerungen des US-Notenbankchefs Jerome Powell am Vorabend, hemmt nun erneut das Interesse an Aktien.
Der Dax gab im frühen Handel um 1,17 Prozent auf 13.892,50 Punkte nach. Damit zeichnet sich im Wochenverlauf allerdings immer noch ein Plus von 0,8 Prozent ab. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen sank am Freitag um 1,31 Prozent auf 30.900,32 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor am Morgen 1,13 Prozent auf 3662,87 Punkte.
«Die steigenden Zinsen bleiben das große Schreckgespenst an den Börsen», sagte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Die Rendite zehnjähriger US-Anleihen stieg am Vorabend nach der jüngsten Beruhigung an den Rentenmärkten wieder auf knapp 1,55 Prozent. Auslöser waren die Worte von Fed-Chef Powell. Er hatte sich zurückhaltend über den Anstieg der Kapitalmarktzinsen geäußert und lediglich gesagt:
Unter den Einzelwerten setzten sich RWE mit plus 0,5 Prozent an die Dax-Spitze. Zum einen nahm die Deutsche Bank die Bewertung mit «Buy» und einem Kursziel von 35 Euro auf. Die «RWEnewables» seien attraktiv, schrieb Analyst Olly Jeffery in Anspielung auf den neuen Fokus der Essener auf Erneuerbare Energien. RWE sei auf dem Weg zum global führenden Windkraftanbieter auf See mit einer jahrzehntelangen Wachstumschance.
Zum anderen berichtet die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» unter Berufung auf Regierungskreise, dass der beschleunigte Atomausstieg 2011 nun offenbar auf den Bundeshaushalt durchschlage und die Energieversorger 2,4 Milliarden Euro zum Ausgleich für entgangene Restlaufzeiten und Gewinne erhielten. Eon reagierten darauf ebenfalls leicht positiv und gaben um unterdurchschnittliche 0,5 Prozent nach.
Auch Infineon und VW hielten sich mit Verlusten von jeweils 0,8 Prozent etwas besser als der Gesamtmarkt. Für VW gab es Nachrichten, dass der spanische Staat mit der dortigen Volkswagen-Tochter Seat und das Energieunternehmen Iberdrola eine Batteriefabrik bauen wollen. Das erste Werk dieser Art in Spanien solle in der Nähe des Seat-Standorts Matorell bei Barcelona entstehen, sagte Industrieministerin Reyes Maroto.
Infineon wurden von den Zahlen des US-Halbleiterunternehmens Broadcom gestützt. Dieser überraschte positiv mit seinen Zahlen zum ersten Geschäftsquartal und seinem Ausblick auf das zweite.
Scout24 stiegen im MDax um moderate 0,2 Prozent. Hier stützte ein positiver Kommentar des kanadischen Analysehauses RBC. Analyst Wassachon Udomsilpa hob die Aktie des Online-Portalbetreibers auf «Outperform». Der Kursrücksetzer um 20 Prozent seit November biete eine gute Einstiegsgelegenheit, schrieb er.
Die Papiere des Wirkstoffforschers Evotec indes büßten 3,8 Prozent ein und litten damit unter der Streichung einer Kaufempfehlung durch die US-Bank Citigroup.