Rund drei Monate nach Abschluss des Schutzschirmverfahrens braucht der vom Staat gerettete Ferienflieger Condor frisches Geld.
Unter Hinweis auf den verlängerten Corona-Lockdown und die zögerliche Flugnachfrage bestätigte das Unternehmen am Montag in Frankfurt, dass man «konstruktive Sondierungsgespräche» über eine finanzielle Unterstützung führe. Unklar blieb, ob auch über erneute Staatshilfen gesprochen wird. Zuvor hatte das «Handelsblatt» berichtet.
Condor hatte im vergangenen Jahr die drohende Insolvenz abgewendet und zum 1. Dezember 2020 das Schutzschirmverfahren verlassen, in dem es umfassend saniert wurde. Die frühere Tochter des untergegangenen Reisekonzerns Thomas Cook wird im Besitz einer Treuhandgesellschaft mit einem Langfrist-Kredit der staatlichen KfW-Bank in der Luft gehalten.
Von den im April 2020 zugesagten 550 Millionen Euro wurden 256 Millionen verwendet, um einen zuvor bestehenden kurzfristigen KfW-Kredit abzulösen. Das Schutzschirmverfahren unter Sachwalter Lucas Flöther soll dem Vernehmen nach rund 44 Millionen Euro gekostet haben, so dass am Ende für die Condor rund 250 Millionen als Corona-Hilfen übrig blieben. Zu einem späteren Zeitpunkt sollte ein Investor gesucht werden, was nun möglicherweise vorgezogen werden könnte.
Das Unternehmen ringt mit einer Flotte von rund 50 Flugzeugen um die Wiederaufnahme touristischer Flüge und war im vergangenen Jahr noch von einem lebhaften Ostergeschäft ausgegangen, das nun ausbleibt. Mit dem Lufthansa-Konzern streitet sich die Airline um Zubringerflüge zu ihren Fernflügen, deren Vertragsbedingungen Lufthansa im November aufgekündigt hatte. Der ebenfalls staatlich gestützte Kranich-Konzern will das touristische Geschäft auf der Langstrecke selbst forcieren.
Das Unternehmen wurde unter dem Schutzschirm rekonstruiert und auf geringere Kosten getrimmt. Die Zahl der Beschäftigten sank um rund 700 auf nun 4200. Für die übrigen wurden mit den Gewerkschaften Sanierungs-Tarifverträge mit finanziellen Einbußen für die Mitarbeiter geschlossen. Das Unternehmen hat seine Zentrale vom Frankfurter Flughafen in eine günstigere Immobilie im nahen Neu-Isenburg verlegt.