Nach monatelangem Streit um erheblichen Preisdruck bei Lebensmitteln gehen der Handel und der Bauernverband aufeinander zu. Ziel ist eine grundlegende Verbesserung der Zusammenarbeit in der Lieferkette, wie Bauernverband, Handelsverband Deutschland und Raiffeisenverband am Dienstag mitteilten.
Vorgesehen ist eine «Koordinationszentrale» als gemeinsame Stelle, um Konflikte zu erörtern und auf neutraler Ebene zu lösen. Zusammen erarbeitet werden soll auch ein freiwilliger gemeinsamer «Lebensmittelkodex», der Verhaltensregeln und Prozesse zur Streitbeilegung festlegen soll.
Handelspräsident Josef Sanktjohanser sprach von einem «Neuanfang nach den immer wieder auftretenden Eskalationen zwischen Landwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel.» Bauernpräsident Joachim Rukwied sagte, die landwirtschaftlichen Betriebe bräuchten dringend eine Perspektive für bessere Marktbedingungen und für eine angemessene Honorierung hoher Standards bei Erzeugnissen. Zwischen Bauernvertretern und den großen Supermarktketten war zuletzt Streit um andauernde Billigpreise hochgekocht – auch mit Protestaktionen an Zentrallagern des Handels.
Im Blick stehen sollen demnach zunächst Frischeartikel wie Milch, Fleisch, Eier, Geflügel, Obst und Gemüse. Gemeinsame Effizienzgewinne sollten allen Teilnehmern der Kette und insbesondere den Landwirten zugutekommen. Es gehe um besseren Dialog und darum, eine Verhärtung der Fronten zu vermeiden. Angegangen werden sollen auch aktuelle und erwartbare Brennpunkte – etwa Herkunfts- und Haltungskennzeichnung von Fleisch, Regionalisierung, Nachhaltigkeit und Klimawandel.
Vorbild der neuen Kooperation soll etwa auch die gemeinsam getragene «Initiative Tierwohl» sein, bei der freiwillig teilnehmende Bauern für höhere Standards vom Einzelhandel honoriert werden. Hier sei es gelungen, unternehmensübergreifend und mit allen Beteiligten in der Kette Konzepte umzusetzen und im Prozess erkennbare Konflikte in der Sache konstruktiv zu lösen.