Viele Verbraucherinnen und Verbraucher wünschen sich mehr Transparenz bei Lebensmitteln – auch deswegen erhält Bundesagrarministerin Julia Klöckner viel Zuspruch für einen entsprechenden Vorstoß für mehr Lebensmittelkennzeichnung.
Am Montag setzte sie sich auf EU-Ebene dafür ein, dass auf Verpackungen von Lebensmitteln mit Eiern – wie etwa Mayonnaise, Nudeln oder Keksen – stehen muss, aus welchen Legebedingungen die Eier stammen. Das kommt gut an: In seltener Einigkeit lobten Umwelt- und Tierschützer, Bauernverband und Politiker den Vorstoß der CDU-Politikerin.
Aus dem deutschsprachigen Raum lautet die bislang einzig laut gewordene Kritik: Die Initiative hätte schon deutlich früher kommen sollen.
Auch viele EU-Länder stimmen dem Vorschlag zu – Zuspruch kommt unter anderem aus Österreich, Dänemark, den Niederlanden und Italien. Frankreich stimmte dem Vorhaben ebenfalls grundsätzlich zu – forderte in einer Sitzung der EU-Landwirtschaftsminister jedoch auch Regeln für importierte Lebensmittel. Es brauche einen harmonisierten Vorstoß.
«Viele Verbraucherinnen und Verbraucher wünschen sich transparente Informationen», begründete Klöckner die Initiative vor ihren Amtskolleginnen und -kollegen. Die Kennzeichnung würde einen Anreiz für bessere Tierhaltung geben. Es habe bereits einige Gespräche über das Thema mit der zuständigen EU-Kommissarin Stella Kyriakides gegeben. Demnach bittet Deutschland darum, eine entsprechende Gesetzesinitiative zu prüfen.
Kritische Stimmen kamen aus östlichen EU-Mitgliedsländern. So hieß es aus Ungarn, man unterstütze keine verpflichtende Kennzeichnung, Bulgarien positionierte sich ähnlich. Der Ball liegt nun bei der EU-Kommission: Sie muss entscheiden, ob sie der Aufforderung Deutschlands nachkommt und eine Gesetzesinitiative anstößt.
Eine Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens Civey im Auftrag des Forums Moderne Landwirtschaft (FML) kam im Januar zu dem Ergebnis, dass 83 Prozent der Menschen in Deutschland der Meinung sind, eine zukunftsfähige Landwirtschaft müsse mit einer artgerechteren Tierhaltung einhergehen. Zwei Drittel finden sie «modern», wenn Bäuerinnen und Bauern auf das Tierwohl achten.
Der Sprecher des Handelsverbands Lebensmittel (BVLH) sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass die großen Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels in Deutschland in ihren Eigenmarken bereits ausschließlich Eiprodukte, aus Bio-, Freiland oder Bodenhaltung nutzten. «Das wird auch gekennzeichnet.»
Verbände und Organisationen äußerten sich positiv zu dem Vorschlag von Klöckner. «Der Deutsche Bauernverband fordert seit langem eine verbindliche Haltungs- und Herkunftskennzeichnung», teilte der Verband mit. Man unterstütze das Vorhaben. Man sollte dies jedoch nicht nur auf Eier beschränken, sondern auch andere Waren ausdehnen – insbesondere auf Fleisch- und Wurstwaren.
Eine Lebensmittelexpertin der Umweltorganisation WWF, Tanja Dräger de Teran, sagte: «Eine EU-weite Kennzeichnungspflicht auf eihaltigen Lebensmitteln ist überfällig.» Damit könne der Blindflug am Einkaufsregal beendet werden. Derzeit kauften Millionen Menschen unwissentlich Eier aus Käfig- und Bodenhaltung, die in verarbeiteten Lebensmitteln steckten.
Der Grünen-Europaabgeordnete und Bio-Landwirt Martin Häusling bemängelt den Zeitpunkt der Initiative von Klöckner. «Dass sie kurz vor Ende Ihrer Amtszeit merkt, dass es da eine Regelungslücke gibt, ist erstaunlich», sagte er. Sie hätte dies etwa schon in Angriff nehmen können, als Deutschland Mitte 2020 turnusgemäß den Vorsitz im Ministerrat übernommen hatte.
Häusling sagte, es werde eine Menge Flüssigei in die EU importiert, das aus Käfighaltung stamme. Dies könnte erschwert werden, wenn die Initiative Erfolg habe.