Der Dax hat sich am Donnerstag nach einem sehr schwachen Start ins Plus gerettet. Gestützt auf eine Erholung der tonangebenden Wall Street schloss der deutsche Leitindex 0,33 Prozent höher bei 15.199,68 Punkten.
Im frühen Handel war er noch um mehr als 2 Prozent und damit auf den tiefsten Stand seit Ende März abgesackt. Der MDax der mittelgroßen Werte machte ebenfalls zwischenzeitlich deutliche Verluste wett und gewann am Ende 0,18 Prozent auf 31.695,57 Punkte.
Am Mittwoch noch hatten zunehmende Inflationssorgen – befeuert vom unerwartet kräftigen Anstieg der US-Verbraucherpreise – die US-Börsen auf Talfahrt geschickt. Der deutsche Aktienmarkt war daraufhin an diesem Donnerstag zunächst ebenfalls unter Druck geraten, bevor sich die Gemüter der Anleger wieder beruhigten.
Insbesondere an den US-Märkten grassiert derzeit die Angst, dass der Preisdruck die Erholung der größten Volkswirtschaft der Welt im Keim ersticken könnte. Denn die US-Notenbank könnte dann womöglich schneller als gedacht an der Zinsschraube drehen, was Aktien im Vergleich zu Anleihen weniger attraktiv machen und Finanzierungskonditionen für Unternehmen verschlechtern könnte. In einem extrem unbeständigen Umfeld kämpften die Anleger weiterhin mit der Ungewissheit, ob der derzeitige Inflationsanstieg vorübergehender Natur sei, schrieb Marktanalyst Michael Hewson vom Handelshaus CMC Markets.
Laut Portfoliomanager Thomas Altmann von QC-Partners treibt die Anleger nunmehr die Frage um, ob es sich bei den jüngsten Kursverlusten um eine nur kurze Korrektur oder den Beginn eines größeren Ausverkaufs handelt. «Alle haben Angst, ihre Buchgewinne wieder zu verlieren. Gleichzeitig ist die Angst, in den fallenden Markt hinein zu verkaufen und in der anschließenden Erholung nicht mehr dabei zu sein, aber genau so groß.» Im Dax habe daher die Kaufbereitschaft der Anleger zuletzt knapp unterhalb der Marke von 15 000 Punkten wieder zugenommen.
Europaweit wechselten die Anleger an diesem Donnerstag aus Risikowerten in vermeintlich sichere Häfen. Hierzulande etwa profitierten die als defensiv geltenden Versorger und Werte aus dem engeren und weiteren Pharmasektor. Im Dax kletterten RWE an der Index-Spitze um gut 2 Prozent. Aktien des Dialyseanbieters Fresenius Medical Care (FMC) sowie des Pharma- und Spezialchemiekonzerns Merck KGaA taten sich mit Aufschlägen von 1,5 beziehungsweise 1,8 Prozent hervor.
Dagegen machten die Anleger einen großen Bogen um die besonders konjunkturabhängigen Zykliker aus dem Automobilsektor. Im Dax mussten Daimler und der Reifenhersteller Continental Abschläge von jeweils rund ein Prozent hinnehmen.
Im MDax waren derweil Corona-Profiteure wieder gefragt: Aktien des Kochboxenversenders Hellofresh etwa gewannen an der Index-Spitze gut vier Prozent und erholten sich so etwas vom jüngsten Kursknick. Die Märkte böten für die Branche noch viel Potenzial und trotz Lockdowns anhaltendes Wachstum, schrieb Analystin Victoria Petrova von der schweizerischen Bank Credit Suisse.
Der Eurozonen-Index EuroStoxx 50 rückte um 0,13 Prozent auf 3952,45 Punkte vor. Der Pariser Cac 40 legte ebenfalls etwas zu, während der Londoner FTSE 100 angesichts deutlich fallender Rohstoffwerte um 0,6 Prozent nachgab. Der Dow Jones Industrial wiederum stand zum europäischen Handelsschluss gut 1 Prozent im Plus.
Am Anleihemarkt fiel der Rentenindex Rex um 0,28 Prozent auf 143,74 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,01 Prozent auf 168,88 Punkte zu. Der Kurs des Euro fiel. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,2081 (Mittwoch: 1,2118) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8278 (0,8252) Euro.