Die Deutsche Bank erhöht beim Thema Klima- und Umweltschutz das Tempo. Die Summe von mehr als 200 Milliarden Euro an nachhaltigen Finanzierungen und Anlagen will Deutschlands größtes Geldhaus nun bis Ende 2023 erreichen – zwei Jahre früher als zunächst geplant.
«Wir müssen schnellstmöglich von Ambition zu Wirkung kommen», sagte Konzernchef Christian Sewing am Donnerstag in Frankfurt. Seit Verkündung des 200-Milliarden-Ziels sei die Bank «deutlich besser vorangekommen» als erwartet.
Die Deutsche Bank hatte Mitte vergangenen Jahres mitgeteilt, das Volumen an nachhaltigen Finanzierungen und den Bestand an verwaltetem Vermögen in Anlagen, die Kriterien wie Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung erfüllen (englisch: ESG) bis Ende 2025 auf insgesamt mehr als 200 Milliarden Euro steigern zu wollen.
Von dem angestrebten Gesamtvolumen bis 2023 sollen 86 Milliarden Euro auf die Privatkundenbank entfallen, 30 Milliarden Euro auf die Unternehmensbank und 105 Milliarden Euro auf die Investmentbank. In allen Geschäftsbereichen sollen ESG-Angebote zum Standard werden.
«Unser Ziel ist es, ESG zur neuen Normalität in der Deutschen Bank zu machen – im Dialog mit unseren Kunden, in unserem eigenen Geschäftsbetrieb, in all unseren Prozessen», betonte Sewing. «Nachhaltigkeit wird so Teil unserer Unternehmenskultur.»
Die neue Haltung will die Bank auch in der Besetzung von Führungspositionen deutlich machen: Bis 2025 sollen diese zu 35 Prozent von Frauen besetzt sein, derzeit seien es 29 Prozent.
Auch im eigenen Betrieb will die Deutsche Bank den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) verringern: Bis 2025 sollen die etwa 5400 Dienstwagen des Instituts auf dem Heimatmarkt 30 Prozent weniger Kraftstoff verbrauchen. Bis 2030 will die Bank die CO2-Emissionen ihrer Dienstwagenflotte auf Null senken.
Klimaschutz wird in der Finanzbranche zunehmend großgeschrieben. Erst im vergangenen Monat starteten 43 Banken aus 23 Ländern, darunter Deutsche Bank, Commerzbank und GLS aus Deutschland, die «Net-Zero Banking Alliance». Ziel der von der Finanzinitiative des UN-Umweltprogramms angestoßenen Allianz ist es, bis spätestens 2050 die CO2-Emissionen aus Geschäftsbetrieb sowie Kredit- und Investmentportfolios auf netto Null zu senken.
In Deutschland verpflichteten sich im vergangenen Jahr diverse Banken, ihre Geschäfte stärker in Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens zu bringen. Kern des Pariser Abkommens von 2015 ist die Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau.
Umwelt- und Klimaschützer bezweifeln regelmäßig, dass Selbstverpflichtungen der Unternehmen ausreichen. Die Initiative Urgewald wertete die Ankündigungen der Deutschen Bank am Donnerstag als «Nachhaltigkeitsdenken aus den 90ern». Das Geldhaus kündige Schritte an, die leicht umsetzbar seien, aber wenig brächten. «Dass die Bank erkannt hat, wie stark sie von nachhaltigen Finanzgeschäften profitieren kann, ist nicht ambitioniert, sondern purer Opportunismus. Mit dieser Augenwischerei wird die Deutsche Bank der Klimakrise nicht gerecht», kritisierte Urgewald.