Am Stammsitz des Autobauers Opel in Rüsselsheim haben Hunderte Mitarbeiter gegen zunehmenden Druck an ihren Arbeitsplätzen demonstriert.
Die veranstaltende IG Metall kritisierte Arbeitsverdichtung, Pausenverkürzungen und die zögerliche Einstellung neuer Auszubildender. Mitarbeiter würden durch wiederholte Reorganisationen in ihren Bereichen verunsichert und müssten sich teils nach Jahrzehnten erneut auf ihre Arbeitsplätze bewerben, hieß es. Die Kundgebung stand am Mittwoch unter dem Motto «Zukunft nur mit uns! Menschen respektieren – Arbeit wertschätzen.»
Die Zweite Vorsitzende der IG Metall, Christiane Benner, sprach von «Schikanen und nicht eingelösten Versprechen» der Geschäftsführung. Statt den Umbau im Rahmen der Mitbestimmung zu organisieren, werde psychischer Druck auf Einzelne ausgeübt. Die Kundgebung fand auf einem Parkplatz am Firmensitz statt, zu dem die Teilnehmer in den eigenen Autos gekommen waren.
Der deutsche Traditionshersteller war 2017 von der französischen Peugeot-Mutter PSA übernommen und in der Folge auf Effizienz getrimmt worden. Anfang dieses Jahres schlossen sich PSA und Fiat Chrysler (FCA) zum Stellantis-Konzern zusammen, in dem Opel die einzige deutsche Marke ist.
In einer Mitarbeiterbotschaft, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, wies die Geschäftsführung die gewerkschaftlichen Vorwürfe zurück. Das Management verwies auf die Rückkehr in die Gewinnzone, Erfolgsprämien und hohe Investitionen in sämtliche deutsche Werke. «Der Standort Rüsselsheim befindet sich – genau wie die gesamte Automobilindustrie – in einer Phase der umfassenden Transformation», hieß es in dem Papier. Am Main sollen künftig in steigenden Stückzahlen auch Elektroautos und Transporter mit Brennstoffzellen gebaut werden.
«Das Einzige, was bei Opel intern zählt, ist der Abbau von Arbeitsplätzen», erklärte hingegen die Darmstädter Bevollmächtigte der IG Metall, Ulrike Obermayr. Nach wie vor sei unklar, welche Rolle Opel im Stellantis-Konzern spielen soll. Beschäftigte würden massiv unter Druck gesetzt, das Unternehmen zu verlassen, obwohl dies angesichts der Corona-Krise für viele ein erhebliches Risiko darstelle. Auf der anderen Seite gehe es mit den versprochenen Qualifizierungen nicht voran.