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Länder wollen realistische Portionsangaben bei Lebensmitteln

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Mai 2, 2021
Die Hälfte des Schokoriegels zurück in die Packung? Verbraucherschützer kritisieren das als unrealistisch - und wollen Hersteller verpflichten, die Portionsempfehlungen auf Verpackungen anzupassen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: picture alliance / dpa)

Hamburg und Brandenburg machen sich für realistische Portionsangaben der Hersteller auf Lebensmittelverpackungen stark. Das geht aus einer gemeinsamen Beschlussvorlage für die bald beginnende Verbraucherschutzministerkonferenz hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Darin wird die Bundesregierung aufgefordert, auf EU-Ebene mehr gegen irreführende Angaben zu unternehmen. «Die Lebensmittelindustrie rechnet in vielen Fällen den Gehalt von Salz, Zucker und Fett mit unrealistischen Mini-Portionsgrößen schön», sagte Hamburgs Justiz- und Verbraucherschutzsenatorin Anna Gallina (Grüne) auf Nachfrage.

So sieht es auch ihre Brandenburger Kollegin Ursula Nonnemacher: «Wenn Hersteller durch kleinste Portionsangaben ihre Produkte gesund rechnen, ist das bewusste Verbrauchertäuschung. Mengengaben, gerade bei losen Lebensmitteln wie Müsli oder Chips, müssen lebensnah sein, transparent und leicht verständlich.»

Gegessen wird laut Gallina meist deutlich mehr als die Menge, die als Portion auf Lebensmittelverpackungen angegeben ist. «Die wenigsten essen nur 25 Gramm Cornflakes zum Frühstück, aus einer großen Chipstüte nur eine Handvoll Chips, drei Viertel eines Schokoriegels oder trinken aus einer kleinen Limoflasche nur die Hälfte.» Solche Angaben seien völlig unrealistisch. «Informierte Kaufentscheidungen werden damit verhindert.»

Das muss sich nach Ansicht der Grünen-Politikerinnen dringend ändern. «Denn die meist zu klein angegebenen Portionen suggerieren den Verbraucherinnen und Verbrauchern geringere Zucker- und Fettwerte, als sie dann tatsächlich zu sich nehmen», sagte Gallina. Auch die vorgeschriebenen Angaben pro 100 Gramm oder 100 Milliliter seien so abstrakt, dass eine klare Orientierung manchmal nur schwer möglich sei. «Wir machen uns deshalb für die Angabe realistischer Portionsgrößen stark.»

Der Bund soll aufgefordert werden, im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie Produktgruppen zu ermitteln, bei denen ein erhöhtes Risiko für Missbrauch und Irreführung mit Blick auf unrealistische Portionsgrößen besteht. «Bei diesen Lebensmitteln müssen dann realistische Portionsgrößen ermittelt und verbindlich vorgegeben werden», sagte Gallina.