Der Energiekonzern RWE hat in den ersten drei Monaten dieses Jahres die Unwägbarkeiten des Wetters zu spüren bekommen. Die Jahrhundertkälte in Texas und das geringere Windaufkommen in Nord- und Mitteleuropa in diesem Frühjahr haben den Gewinn beim größten deutschen Stromerzeuger einbrechen lassen.
Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) sank um ein Drittel auf 883 Millionen Euro. Unter dem Strich verdiente RWE mit 340 Millionen Euro nur in etwa halb so viel wie im Vorjahreszeitraum, wie der Dax-Konzern am Mittwoch mitteilte.
Infolge von Winterstürmen und Eisregen waren im Februar in Texas RWE-Windkraftanlagen zeitweise ausgefallen. RWE musste deshalb kurzfristig Strom zu extrem hohen Preisen zukaufen. Das hatte zu Verlusten von 400 Millionen Euro geführt. Daneben produzierte RWE weniger Strom mit erneuerbaren Energien als im Vorjahresquartal.
Einen früheren Ausstieg aus der Kohleverstromung hält RWE bei einem beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland für möglich. «In dem Moment, wo der Erneuerbaren-Ausbau zügig vorangeht und es keinen Bedarf für Kohlekraftwerke mehr gibt, kann auch ein Kohleausstieg früher kommen», sagte RWE-Finanzchef Michael Müller bei der Vorstellung der Quartalszahlen.
Die Politik dürfe aber nicht nur die Klimaziele verschärfen, sondern müsse auch konkrete Maßnahmen zum Ausbau der Erneuerbaren ergreifen, sagte Müller. Bei den Genehmigungsverfahren und dem Netzausbau gebe es noch viel zu tun. Der vom Bundeskabinett verabschiedete Entwurf für ein verschärftes Klimaschutzgesetz sieht für die Energiewirtschaft für das Jahr 2030 deutlich reduzierte Höchstmengen beim Ausstoß klimaschädlicher Gase vor. Nach den bisherigen Entscheidungen zum Kohleausstieg wird RWE seine letzten Braunkohlekraftwerke 2038 stilllegen.
RWE sieht sich beim Umbau zu einem führenden Ökostromproduzenten weiter gut vorangekommen. «Wir investieren Milliarden in den Ausbau unseres Portfolios an Windkraft- und Solaranlagen sowie Batteriespeicher», sagte Müller. Im ersten Quartal 2021 habe RWE in die Erneuerbaren mehr als doppelt so viel investiert wie im Vorjahreszeitraum.
Wichtigster Energieträger für RWE-Strom ist aktuell aber das Erdgas. In den ersten drei Monaten dieses Jahres liefen Erdgaskraftwerke deutlich länger als im Vorjahr, mehr als 40 Prozent der RWE-Erzeugung wurden mit Erdgas produziert. Weil der Brennstoff vergleichsweise preiswert war, hätten die Gaskraftwerke in der Einsatzreihenfolge vor den Braunkohlekraftwerken gelegen, sagte Müller. Aus Braunkohle stammten 23 Prozent des RWE-Stroms, etwa genau so viel wie aus erneuerbaren Energien.