Hans Dieter Pötsch soll weitere fünf Jahre oberster Kontrolleur des VW-Konzerns bleiben.
Wie ein Sprecher nach Beratungen der Aufseher auf Anfrage mitteilte, wird der Vertrag des 70-Jährigen demnächst voraussichtlich verlängert: «Gestützt auf die Empfehlung seines Nominierungsausschusses schlägt der Aufsichtsrat der Volkswagen AG der kommenden ordentlichen Hauptversammlung vor, Hans Dieter Pötsch für eine volle Amtszeit zu wählen.»
Die Personalie hatte sich schon angedeutet, für das nächste Treffen der Aktionäre wird nun ein Termin im Juli angepeilt. In Kürze dürfte zudem eine Entscheidung zur Schadenersatzsumme wegen «Dieselgate» fallen, die VW von seinem Ex-Vorstandschef Martin Winterkorn fordert.
Pötsch war im Herbst 2015 als Nachfolger des Konzernpatriarchen Ferdinand Piëch zum Leiter des Kontrollgremiums im größten deutschen Industrieunternehmen berufen worden – wenige Wochen nach dem Auffliegen des Abgasskandals. Übergangsweise hatte zuvor der frühere IG-Metall-Chef Berthold Huber kommissarisch den Aufsichtsrat geführt.
Der ehemalige VW-Finanzvorstand Pötsch gilt als gut vernetzter Kapitalmarktexperte und versierter, ruhiger Stratege. Er ist auch einer der Architekten der vollständigen Übernahme von Porsche im Jahr 2012. Zuletzt hatten dem gelernten Wirtschaftsingenieur die Querelen zwischen Vorstandschef Herbert Diess und dem inzwischen zur VW-Nutzfahrzeug-Holding Traton gewechselten Ex-Betriebsratschef Bernd Osterloh wieder einiges an diplomatischem Geschick abverlangt.
Zeitweise war Pötsch aber auch selbst umstritten. So gab es Vorwürfe, er habe vor dem Bekanntwerden des Dieselskandals im September 2015 Öffentlichkeit und Finanzmärkte zu spät über das finanzielle Risiko ins Bild gesetzt. Bis heute schlug die Affäre für VW mit weit über 30 Milliarden Euro allein an direkten Rechtskosten zu Buche. Zu einem Strafprozess wegen mutmaßlicher Marktmanipulation gegen Pötsch und Diess kam es jedoch nicht – Volkswagen zahlte 9 Millionen Euro an die niedersächsische Landeskasse, und das Verfahren wurde eingestellt.
Nach dem Abschluss interner Ermittlungen zu den Verantwortlichkeiten im Dieselskandal soll jetzt eine Entscheidung über die Details der Entschädigungen bevorstehen. Dem Vernehmen nach könnte es im Fall Winterkorns auf eine Summe um etwa 10 Millionen Euro hinauslaufen, wobei allerdings ein weit höherer Betrag von spezialisierten Manager-Haftpflichtversicherungen gedeckt werden dürfte. Insgesamt war zuletzt von bis zu 300 Millionen Euro die Rede. Die letztlich vereinbarten Summen könnten sich kurzfristig noch ändern, hieß es.
Laut Vorschlag des Nominierungsausschusses soll die Hauptversammlung auch die Bestellung der Unternehmerin und Designerin Louise Kiesling erneuern. Sie ist eine Nichte von Ferdinand Piëch und unter anderem Vorsitzende der «Ferdinand Porsche Familien-Privatstiftung». In dem Untergremium zur Ernennung der Aufseher sitzen neben Pötsch selbst Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und als Vertreter des Eigentümer-Clans Hans Michel Piëch sowie Wolfgang Porsche.