Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Juni erneut deutlich verbessert. Der Index für das Geschäftsklima stieg um 2,6 Punkte auf 101,8 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag bekanntgab.
Dies ist der höchste Stand seit November 2018. An der monatlichen Umfrage für das Geschäftsklima haben rund 9000 Unternehmen teilgenommen.
Analysten hatten mit einem schwächeren Zuwachs auf 100,7 Punkte gerechnet. Sowohl die Geschäftserwartungen der befragten Unternehmen als auch die Beurteilung der aktuellen Lage hellten sich deutlich auf. «Die deutsche Wirtschaft schüttelt die Coronakrise ab», kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest.
Vor allem im Bereich Dienstleistungen machte der Geschäftsklimaindex einen deutlichen Sprung nach oben. Wie das Ifo-Institut mitteilte, hätten die Logistikbranche und die IT-Dienstleister von «sehr gut laufenden Geschäften berichtet».
Auch im verarbeitenden Gewerbe hat sich das Geschäftsklima weiter aufgehellt. Der entsprechende Unterindex erreichte den höchsten Wert seit April 2018. Allerdings fielen hier die Erwartungen etwas weniger optimistisch aus. «Sorgen bereiten vielen Unternehmen die zunehmenden Engpässe bei Vorprodukten», hieß es seitens des Ifo.
Nach Einschätzung des Analysten Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg ist der erneute Anstieg des Ifo-Geschäftsklimas mit den Lockerungen der Corona-Maßnahmen und den sinkenden Infektionszahlen zu erklären, die dem Einzelhandel zugutekommen.
«Die Konjunktur startet jetzt durch», kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP-Bank. Im zweiten und dritten Quartal sei mit hohen Wachstumsraten zu rechnen. Auch wenn viele Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe derzeit über Materialengpässe klagen, sieht Experte Gitzel hier keine ernste Gefahr für den Aufschwung. «Die Knappheit an Materialien scheint die deutschen Industrie nicht besonders in Mitleidenschaft zu ziehen», sagte Gitzel.
Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, sieht in der Materialknappheit hingegen eine Bremse für den Aufschwung. «Wegen eines Mangels an Vorprodukten dürften die Unternehmen die boomende Nachfrage bis weit in das zweite Halbjahr hinein nicht in eine steigende Produktion ummünzen können», kommentierte Krämer.