Das Bundeswirtschaftsministerium will den Tourismus in Deutschland beim Neustart nach der Corona-Krise unterstützen. Der parlamentarische Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Thomas Bareiß (CDU), stellte am Mittwoch einen Aktionsplan zur nationalen Tourismusstrategie vor.
«Wir wollen den Tourismusstandort Deutschland mit all seinen Potenzialen für die Zeit nach der Covid-19-Pandemie gut aufstellen», heißt es in dem Papier. Vertreter der Reisebranche reagierten enttäuscht.
Die Bundesregierung hatte im April 2019 eine nationale Tourismusstrategie beschlossen. Diese soll dazu beitragen, die Herausforderungen und Risiken der Branche besser zu bewältigen und die Wertschöpfung im Inland zu erhöhen. Konkrete Maßnahmen sollten in Zusammenarbeit auch mit den Bundesländern erarbeitet werden. Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 war zunächst jedoch Krisenbewältigung auch durch Hilfsprogramme angesagt.
Jetzt will man den Blick nach vorne richten. «Wir greifen im Aktionsplan, die im Kabinett beschlossenen politischen und strategischen Ziele auf und zeigen erste Maßnahmen in Verantwortung des Wirtschaftsministeriums auf», sagte Bareiß laut Mitteilung. «Dies ist auch eine Einladung an alle Akteure der Reise- und Tourismuswirtschaft, daran anzuknüpfen.»
Im Mittelpunkt des Aktionsplans stehen unter anderem die Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung sowie die künftige Vermarktung des
Reiselandes Deutschland. Mit zusätzlich 10 Millionen Euro in diesem Jahr wird die Deutsche Zentrale für Tourismus bei der Werbung im Ausland für Reisen zwischen Rügen und Garmisch-Partenkirchen unterstützt.
«Die Auswirkungen der Pandemie verstärken Veränderungen, die schon länger andauern», heißt es in dem Papier. Dazu zählt auch ein Mangel an Fachkräften, der sich in der Pandemie verschärft habe. Das Ministerium will Schulabsolventen für eine Berufsausbildung in der Branche begeistern. Dazu habe das Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes bereits Informationskampagnen durchgeführt.
Trends und verändertes Kundenverhalten sollen verstärkt ermittelt und berücksichtigt werden. Konzepte und Studien zur Weiterentwicklung des Tourismus in strukturschwachen Regionen sollen in die künftige Förderung mit aufgenommen werden.
Der von der Corona-Krise besonders hart getroffene Tourismus zählt mit fast drei Millionen Arbeitsplätzen in Zeiten vor der Pandemie zu den wichtigen Wirtschaftszweigen in Deutschland. Künftig sollen zwei Referate im Wirtschaftsministerium für die Branche Ansprechpartner sein.
Der Deutsche Tourismusverband (DTV) kritisierte: «Konkrete Maßnahmen, die die Wettbewerbsfähigkeit des Tourismusstandorts Deutschland stärken, sind nicht ausreichend benannt.» In dieser für den Tourismus existenziellen Phase brauche es durchschlagende Maßnahmen für einen Neustart der Branche, sagte DTV-Geschäftsführer Norbert Kunz.
Der Reiseverband DRV forderte, nach der Bundestagswahl müssten in der neuen Legislaturperiode zeitnah konkrete Maßnahmen erfolgen. «Hierfür müssen die entsprechenden Mittel bereitgestellt werden.» Im Fokus des DRV, der Reisebüros und Veranstalter vertritt, stehen besonders Reisen ins Ausland. «Hier geht es für den DRV maßgeblich darum, die Zielgebiete außerhalb Deutschlands in ihrer Überlebensfähigkeit zu stärken.»