Der Flugzeugbauer Airbus wird nach überraschend lukrativen Geschäften in der Corona-Krise deutlich zuversichtlicher für das laufende Jahr.
Konzernchef Guillaume Faury rechnet im Tagesgeschäft jetzt mit vier Milliarden Euro Gewinn, doppelt so viel wie bisher als Minimum angepeilt. Zudem will der Flugzeugbauer etwas mehr Flugzeuge ausliefern als im Krisenjahr 2020, wie Airbus am Donnerstag in Toulouse ankündigte.
In den Monaten April bis Juni steigerte der Konzern den Umsatz im Vergleich zum coronageprägten Vorjahreszeitraum um 70 Prozent auf 14,2 Milliarden Euro. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn (bereinigtes Ebit) erreichte gut zwei Milliarden Euro, nachdem hier ein Jahr zuvor ein Verlust von 1,2 Milliarden gestanden hatte. Nun schnitt der Konzern deutlich besser ab als von Analysten im Schnitt erwartet.
Die Zahlen spiegeln vor allem die Entwicklung des größten Konzernteils, der Verkehrsflugzeugsparte. Die Rüstungs- und Raumfahrtsparte hielt ihren operativen Gewinn fast stabil, Airbus Helicopters konnte ihn sogar um mehr als ein Fünftel steigern.
Konzernchef Faury warnte trotz der jüngsten Erholung im Flugzeuggeschäft, die Corona-Krise sei noch nicht vorüber. Das Umfeld bleibe unvorhersehbar, sagte er. Im vergangenen Jahr hatte Airbus die Flugzeugproduktion im Schnitt um rund 40 Prozent gedrosselt und den Abbau tausender Arbeitsplätze eingeleitet. Nun arbeitet der Hersteller daran, zumindest die Produktion der Mittelstreckenjets wieder schrittweise hochzufahren.
Außerdem will Airbus seinem Rivalen Boeing auch bei den großen Frachtflugzeugen Konkurrenz machen: Das Unternehmen plant eine Frachtversion des Passagierjets A350. Das erste Exemplar solle im Jahr 2025 in Dienst gehen, sagte Faury. «Wir sind im Markt für Großraum-Frachter bisher kaum vertreten. Das ist fast exklusiv ein Feld von Boeing.»
Ein Argument für den A350-Frachter sieht Airbus in den künftigen CO2-Auflagen für Flugzeuge, die ab dem Jahr 2028 gelten. Dafür sei das Modell gerüstet, sagte Faury. Die Frachtversion des älteren Airbus A330 hatte bei Kunden bisher keinen großen Erfolg.
Unterdessen gewann der Hersteller in Deutschland eine neue Kundin für die modernisierte Passagierversion A330neo: Der Ferienflieger Condor erneuert seine Langstreckenflotte. Bis Mitte 2024 werden alle 16 Großraumjets vom Typ Boeing 767 durch ebenso viele fabrikneue Airbus A330neo ersetzt. Das erste Exemplar soll im Herbst 2022 eintreffen. Airbus bekommt in diesem Zuge jedoch nur zusätzliche Bestellungen über sieben Jets. Die restlichen neun Maschinen erhalte Condor von Leasingfirmen, erklärte ein Airbus-Sprecher.