Vor dem mit Spannung erwarteten US-Arbeitsmarktbericht zeigt sich der deutsche Aktienmarkt am Freitag weiter von seiner freundlichen Seite.
Der Dax notierte gegen Mittag mit 0,40 Prozent im Plus bei 15.666,49 Zählern. Die Anleger wollen sich vor den monatlichen Beschäftigungsdaten jedoch nicht mehr allzu weit aus dem Fenster lehnen, denn der Arbeitsmarktbericht gilt als wichtiger Gradmesser für die künftige Geldpolitik der US-Notenbank.
Der MDax der mittelgroßen Werte rückte um 0,37 Prozent auf 34.381,96 Zähler vor. In Europa schmolzen die anfänglichen Gewinne unterdessen etwas ab, der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone legte zuletzt noch um 0,21 Prozent auf 4087,61 Punkte zu.
Nach den schwankungsreichen vergangenen Handelstagen steht der Dax dank seiner jüngsten Erholung nunmehr auf Wochensicht leicht im Plus. Insgesamt kommt der deutsche Leitindex aber schon seit Wochen unter dem Strich nicht mehr vom Fleck. Auch an den US-Börsen, wo sich die Rekordjagd im marktbreiten S&P 500 zuletzt fortgesetzt hatte, wird vor der Veröffentlichung der wichtigen Arbeitsmarktdaten ein eher ruhiger Start erwartet.
Experten rechnen damit, dass die größte Volkswirtschaft der Welt sich auch im Juni von den Folgen der Pandemie weiter erholt haben dürfte. Allerdings besteht bei unerwartet guten Daten auch die Gefahr, dass sich Inflations- und Zinssorgen am Markt wieder entfalten. Besonders im Blick steht dabei die Entwicklung der Löhne und Gehälter.
„Wie schon bei den letzten Arbeitsmarktberichten wäre für die Börsen ein mittelguter Report die beste Variante“, glaubt Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Dieser müsste gut genug ausfallen, „um eine positive Entwicklung der US-Wirtschaft zu demonstrieren. Aber gleichzeitig nicht so stark, dass die Rufe nach einer früheren Zinserhöhung noch lauter werden“, so Altmann.
Im Dax setzten die Aktien des Essenslieferanten Delivery Hero ihre Erholung fort und setzen sich nach einer Kurszielanhebung durch die US-Bank JPMorgan an die Index-Spitze. Analyst Marcus Diebel lobte die inzwischen im Branchenvergleich attraktive Bewertung. Die Gewinne der anfangs noch wegen starker Absatzzahlen europaweit gefragten Autobauer verringerten sich, Volkswagen-Vorzüge rückten mit einem Aufschlag von einem halben Prozent zuletzt noch am deutlichsten vor.
Am Index-Ende geriet Dialysespezialist Fresenius Medical Care (FMC) unter Druck und verlor nach Nachrichten zur alljährlichen Diskussion über die Vergütungssätze im staatlichen Gesundheitssystem in den USA rund 1,6 Prozent. Ein Händler erklärte, die vorgeschlagene Anhebung der Zahlungen sei geringer ausgefallen als erhofft und dürfte weniger Rückenwind liefern als in den vergangenen Jahren.
Im MDax litten Evonik unter einem negativen Votum der US-Investmentbank Goldman Sachs und verloren als eines der Schlusslichter knapp zwei Prozent. Analystin Georgina Iwamoto sprach sich für einen Verkauf der Papiere aus, nachdem sie zuvor noch eine Kaufempfehlung abgegeben hatte.
Flatexdegiro gaben nach einer Aktienplatzierung durch Altaktionäre zu 109 Euro das Stück deutlich nach, sie rutschten um mehr als zweieinhalb Prozent ab. Der im Nebenwerteindex SDax notierte Online-Broker hofft durch den damit steigenden Streubesitz auf eine Aufnahme in den MDax spätestens zum Jahresende.