• Fr. Nov 22nd, 2024

Enormes Gehaltsgefälle in Dax-Unternehmen

Von

Jul 13, 2021 ,
Die Vorstände der Dax-Konzerne kassierten im vergangenen Jahr im Schnitt 48-mal so viel wie ein durchschnittlicher Angestellter ihres Unternehmens. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Boris Roessler/dpa)

Trotz Corona-Einbußen werden an der Spitze deutscher Top-Konzerne weiterhin Gehälter gezahlt, die das durchschnittliche Einkommen der Angestellten um ein Vielfaches übersteigen.

Die Vorstände der Dax-Konzerne kassierten im vergangenen Jahr im Schnitt 48-mal so viel wie ein durchschnittlicher Angestellter ihres Unternehmens. Das hat eine Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und der Technischen Universität München ergeben.

Etwas kleiner wurde der Abstand 2020 jedoch, wie aus den am Dienstag vorgestellten Berechnungen hervorgeht: 2019 verdienten Vorstände im Deutschen Aktienindex das 49-Fache ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 2018 war es sogar das 52-Fache. Im Schnitt kam ein Vorstandsmitglied im Dax – inklusive der Konzernchefs – der Studie zufolge im vergangenen Jahr auf eine Gesamtvergütung von gut 3,4 Millionen Euro. Das waren 3,3 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

«Entscheidend für den Rückgang der Vorstandsgehälter war die Gewinnentwicklung der Dax-Unternehmen», erklärte der Münchner Wissenschaftler Gunther Friedl in Frankfurt. «Im Corona-Jahr 2020 gingen die operativen Gewinne vor Zinsen und Steuern um mehr als 25 Prozent zurück. Dies hatte zur Folge, dass auch die Boni sanken, nämlich um deutliche 18,9 Prozent.» Zugleich erhöhte sich jedoch die Fixvergütung um 1,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Die Vorstandsvorsitzenden der Dax-Konzerne kassierten der Berechnung zufolge für das Geschäftsjahr 2020 im Schnitt rund 5,4 Millionen Euro, etwa das 76-fache eines durchschnittlichen Angestelltengehalts. Spitzenverdiener ist dabei Stephen Angel von Linde (gut 14 Mio Euro), es folgen Christian Klein von SAP (8,4 Mio Euro) und Volkswagen-Lenker Herbert Diess (7,9 Mio Euro). Am Ende der Dax-30-Rangliste liegt MTU-Chef Reiner Winkler mit knapp 1,9 Millionen Euro Gesamtvergütung. Eingerechnet sind das Festgehalt sowie kurz- und langfristige variable Vergütung. Zu den Vorstandsvergütungen gibt es zahlreiche Studien, deren Ergebnisse wegen unterschiedlicher Berechnungsmethoden teils deutlich voneinander abweichen.

Frauen sind in den DAX-Vorständen mit weniger als 18 Prozent zwar nur selten vertreten, verdienen aber im Schnitt mit 3,4 Millionen Euro mehr als ihre männlichen Kollegen mit 2,9 Millionen Euro.

Betrachtet man den gesamten Vorstand, so zahlt laut DSW im Dax der Softwarekonzern SAP mit durchschnittlich 7,4 Millionen Euro am besten. Bezieht man Pensionen und Einmalzahlungen mit ein, so sticht der Autobauer VW mit besonders hohen Summen hervor. «Vorstände mit einem Millionengehalt können und sollten sich selber um ihre Altersvorsorge kümmern», forderte DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler. «Pensionszusagen und -ansprüche gehören in die Mottenkiste.»

Im internationalen Vergleich wirken die von der DSW veröffentlichten Summen zumindest in Einzelfällen bescheiden: In Europa sticht der Analyse zufolge der Chef des französischen Softwareunternehmens Dassault Systèmes, Bernard Charlès, mit rund 20,5 Millionen Euro hervor. In den USA kommt Nike-Boss John Donahoe sogar umgerechnet auf rund 46,8 Millionen Euro.

Weit größer sind die Unterschiede, wenn neben den etablierten Firmen auch Newcomer in den Blick genommen werden, wie es die Beratungsgesellschaft Equilar im Auftrag der «New York Times» getan hat. Die 200 bestbezahlten US-Firmenchefs verdienten demnach 274-mal so viel wie ihre Angestellten, eine weitere Steigerung vom 245-Fachen im Jahr 2019.

Hier wurden auch Aktienoptionen und weitere Anreize berücksichtigt, so dass allein acht US-CEOs die Grenze von 100 Millionen Dollar Jahres-Salär überschritten. Einsam an der Spitze rangiert dabei 2020 der Chef der Software-Firma Palantir, Alexander Karp, mit 1,1 Milliarden Dollar. Mit 40 Millionen Dollar reichte es für die bestbezahlte Frau, Lisa Su vom Chiphersteller Advanced Micro Devices, nur für Platz 40 im Ranking.

Von Jörn Bender und Christian Ebner, dpa