Grüner und tierfreundlicher soll die Agrarwirtschaft der Zukunft werden: Die EU-Länder wollen einen deutlichen Ausbau der Bio-Landwirtschaft vorantreiben.
Die zuständigen Ministerien der EU-Länder einigten sich am Montag auf Schlussfolgerungen, die unter anderem vorsehen, dass bis 2030 ein Viertel der Agrarfläche in der EU für Bio-Landwirtschaft genutzt werden soll.
Einen entsprechenden Aktionsplan mit diesem Ziel hatte die EU-Kommission bereits im Frühjahr vorgeschlagen, die EU-Länder haben diesen nun offiziell begrüßt. Am Abend wollten sich die Staaten zudem über gleich drei Initiativen für mehr Tierwohl austauschen. Dabei ging es um Käfighaltung, Putenmast und das sogenannte Kükenschreddern.
Für die Bundesrepublik bedeuten die Beschlüsse zur Bio-Landwirtschaft, dass die nationalen Ziele noch einmal nachgebessert werden müssten. Erklärtes Ziel der Bundesregierung ist, dass bis 2030 20 Prozent der Agrar-Fläche nach Bio-Standards bewirtschaftet wird. Ganz so deutlich wurde dies am Montag jedoch nicht gesagt, es hieß nur, dass sich «zusätzliche Impulse» für den nationalen Aktionsplan ergäben. Dabei wurde auch angesprochen, wie der Ausbau gelingen könnte.
Sie sehe etwa großes Potenzial in Bereichen wie Kitas, Schulen Krankenhäuser, sagte Staatssekretärin Beate Kasch, die Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) bei dem Ministertreffen vertrat. Dort könnten mehr Bio-Produkte verwendet werden.
Aktuellen Zahlen des Bundeslandwirtschaftsministeriums zufolge lag der Anteil der Bio-Landwirtschaft – gemessen an der Fläche – im vergangenen Jahr bei 10,3 Prozent, Ende 2019 bei 9,7. Derzeit bestehen in den EU-Ländern große Unterschiede, was den Anteil der Bio-Landwirtschaftsfläche betrifft.
Österreich übererfüllt nach Angaben von Ministerin Elisabeth Köstinger bereits das vorgegebene Ziel mit einem Anteil von 26 Prozent. Schlusslichter sind Daten der Statistikbehörde Eurostat von 2019 zufolge Malta (0,5 Prozent) gefolgt von Irland (1,6) und Bulgarien (2,3). Deutschland lag damals mit 7,7 Prozent im unteren Mittelfeld.
EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski zeigte sich angesichts der Teilnahme von US-Agrarminister Tom Vilsack zudem erfreut darüber, dass die USA nun mit Blick auf die Bio-Landwirtschaft ähnliche Ansätze wie Europa verfolgten.
Am Abend sollte zudem über eine gemeinsame Initiative von Frankreich und Deutschland gesprochen werden, die ein EU-weites Verbot des Tötens männlicher Küken vorsieht. Beide Länder fordern die EU-Kommission dazu auf, dieses einzuleiten.
Durch das sogenannte Kükenschreddern werden jährlich mehr als 40 Millionen männliche Küken getötet, nachdem sie geschlüpft sind. Grund: Die als Legehennen gezüchteten Rassen setzen kaum Fleisch an und sind für die Mast ungeeignet. Für deutsche Betriebe dürfte sich durch die Initiative wenig ändern: Das millionenfache Töten männlicher Küken wird in Deutschland ab Anfang kommenden Jahres verboten.
Zudem unterstützt die Bundesrepublik einen Vorstoß der Kommission, 2023 einen Vorschlag zum Verbot von Käfighaltung vorzulegen. Die Vorschriften könnten dann bis 2027 in Kraft treten. Die Kommission war nach einer erfolgreichen Bürgerinitiative tätig geworden. Dieser zufolge leben in Deutschland noch mehr als 8,2 Millionen Tiere in Käfigen, was einem Anteil von 14 Prozent der Nutztiere entspreche. Und auch in der Putenmast soll es Verbesserungen geben. Bislang fehle es in diesem Bereich an spezifischen Mindestanforderungen.