Es hat Seltenheitswert, dass Fahnder eine Geldfälscher-Bande mit Verbindungen zur italienischen Mafia zerschlagen wie in diesem Frühjahr in Nordrhein-Westfalen.
Das liegt vor allem daran, dass viele Kriminelle gar nicht erst versuchen, in großem Stil Euro-Blüten mit «hoher Professionalität» – so die damalige Beschreibung der Ermittler – unters Volk zu bringen. Sie setzen eher auf nachgemachte Geldscheine, die im Internet unter den Begriffen «Movie Money» oder «Prop copy» als Spielgeld oder Filmrequisite angeboten werden. Gelegentlich wird dann mit Tipp-Ex nachbehandelt, um der falschen Banknote mehr echten Schein zu verschaffen.
Mitunter reichen auch recht plumpe Tricks, um Falschgeld an den Mann zu bringen: So ließ sich ein in Geldnot befindlicher Firmeninhaber aus Mecklenburg-Vorpommern im April 2021 nach Paris locken, wo ihm ein privater Geldgeber 75.000 Euro versprach. Zugleich verlangte dieser, dass ihm 30.000 Euro in kleinere Stückelungen gewechselt werden. Der Unternehmer brachte also 30.000 Euro in bar zu dem Treffen mit – und musste später feststellen, dass ihm im Gegenzug gefälschte 500-Euro-Scheine untergejubelt worden waren.
Insgesamt jedoch sind die Falschgeldzahlen sowohl in Deutschland als auch im Euroraum weiter gesunken, wie die Deutsche Bundesbank am Freitag mitteilte. 21.356 gefälschte Euro-Banknoten im Nennwert von gut einer Million Euro zogen Polizei, Handel und Banken demnach in Deutschland in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres aus dem Verkehr. Das waren 13 Prozent weniger als im zweiten Halbjahr 2020 (24.633). Der Schaden schrumpfte von seinerzeit gut 1,2 Millionen Euro um 16 Prozent.
Europaweit registrierten die Euro-Notenbanken im ersten Halbjahr 2021 insgesamt 167.000 gefälschte Euro-Banknoten im Gesamtwert von 8 Millionen Euro. Damit setzte sich der seit der zweiten Jahreshälfte 2019 zu beobachtende rückläufige Trend fort. Im ersten Halbjahr 2020 waren es nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) 240.000 Falschnoten, in der zweiten Jahreshälfte 2020 dann 220.000 Stück. Der Schaden durch Falschgeld für ganz Europa summierte sich 2020 auf 21,5 Millionen Euro.
«Die Anzahl der Fälschungen stieg nach der Einführung der neuen Europa-Serie zunächst kurz, weil die Restbestände an Fälschungen der ersten Serie in den Zahlungsverkehr gelangten, dann sank sie einige Jahre lang», bilanzierte Bundesbank-Vorstandsmitglied Johannes Beermann. Die Notenbanken im Euroraum haben seit 2013 eine zweite Serie von Euro-Scheinen mit neuen Sicherheitsmerkmalen in Umlauf gebracht. Vor allem das durchsichtige Porträtfenster und die Smaragdzahl, die beim Kippen des Scheins die Farbe ändert, sollen Fälschern die Arbeit erschweren. Bei den neuen 100- und 200-Euro-Scheinen gibt es zudem ein «Satelliten-Hologramm», in dem sich kleine Euro-Symbole bewegen.
In den vergangenen Monaten drückten die Corona-Einschränkungen in Handel und Gastronomie die Falschgeldzahlen zusätzlich. «Die Konsummöglichkeiten waren gerade in den Bereichen, in denen Bargeld eine bedeutende Rolle spielt, stark eingeschränkt», erklärte Beermann. «Ich fürchte, sobald die Corona-Beschränkungen wegfallen und das soziale Leben wieder zunimmt, werden vermutlich einige wieder versuchen, Falschgeld in Umlauf zu bringen.»
Viele einfache Fälschungen im Umlauf
Ein Großteil der sichergestellten Fälschungen ist inzwischen «Movie Money» oder «Prop copy». «Das sind einfache Druckfälschungen ohne jegliche Sicherheitsmerkmale», betonte Beermann. «Wenn man nur das Material fühlt, merkt man leicht und schnell, dass es sich um Falschgeld handelt.» Vor allem beim 10-Euro-Schein und beim 20-Euro-Schein kommt dieses Spielgeld oft vor. In Deutschland hat der Zwanziger mit einem Anteil von rund 41 Prozent an der Gesamtzahl der Fälschungen den Fünfziger nun überholt.
Verhältnismäßig selten versuchen Kriminelle, mit falschen Münzen Kasse zu machen. 14.563 falsche Münzen wurden nach Angaben der Bundesbank in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres in Deutschland aus dem Verkehr gezogen, zu über 90 Prozent Zwei-Euro-Münzen. Die Zahl der Falschmünzen verringerte sich im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2020 um 35 Prozent.
Rein rechnerisch ist das Risiko sehr gering, mit Falschgeld in Berührung zu kommen. Nach Bundesbank-Berechnungen entfielen im ersten Halbjahr in Deutschland fünf falsche Banknoten auf 10..000 Einwohner, europaweit waren es zehn. Dennoch sollten Verbraucher genau hinschauen, mahnen die Währungshüter. Denn wem ein falscher Schein untergejubelt wird, bekommt dafür keinen Ersatz.