Der US-Elektroautobauer Tesla hat erstmals mehr als eine Milliarde Dollar in einem Vierteljahr verdient.
Das Unternehmen von Elon Musk verzehnfachte den Überschuss im zweiten Quartal im Jahresvergleich auf 1,1 Milliarden Dollar (rund 900 Mio Euro). Dabei trug der Handel mit Abgaszertifikaten, der traditionell die Bilanz aufbessert, weniger zu dem Rekordgewinn bei als sonst. Den Ausschlag gab vielmehr, dass Tesla mehr als doppelt so viele Autos auslieferte wie ein Jahr zuvor.
Tesla betonte, der Bau des ersten Werks in Europa in Grünheide bei Berlin liege im Plan. In diesem Jahr sollen dort demnach – genau wie im texanischen Austin – die ersten Autos des Kompakt-SUV Model Y vom Band laufen. Angesichts verschiedener Hürden und Unstimmigkeiten auf bürokratischer Ebene war die Ungewissheit hinsichtlich des Zeitplans in den vergangenen Monaten gestiegen.
Einen Rückschlag gab es indes bei Teslas Semi-Truck – die ersten Auslieferungen des Sattelschleppers wurden ins Jahr 2022 verschoben. Bei der Vorstellung 2017 hatte Tesla noch einen Produktionsstart 2019 in Aussicht gestellt. Musk legte sich im Gespräch mit Analysten auch nicht fest, ab wann genau der Elektro-Pickup Cybertruck in Texas gebaut werden soll. Es hieß lediglich, er folge auf das Model Y, das Priorität habe. Zugleich bereitete Musk bereits darauf vor, dass der Produktionsanlauf beim Cybertruck schwerfällig werden könnte: «Niemand hat je so ein Auto gebaut.»
Tesla trotzte weitgehend den Computerchip- und Rohstoff-Engpässen, die zuletzt der Autobranche zu schaffen machten. Auch wenn das Unternehmen warnte, dass die Versorgung mit Chips und Bauteilen schwierig bleiben könnte, machte es an seinen Zielen keine Abstriche – im Gegenteil. Tesla peilte bislang an, seine Auslieferungen 2021 nach über einer halben Million Autos im Vorjahr um 50 Prozent zu steigern. Nun betonte der Konzern, er rechne mit noch stärkerem Wachstum.
Das tatsächliche Tempo werde aber davon abhängen, wie gut Tesla die Halbleiter-Knappheit meistern kann, sagte Musk gleichzeitig. «Die Chiplieferungen sind der entscheidende Faktor für unsere Produktion.» In den vergangenen Monaten gelang es Tesla etwa, fehlende Chips durch andere zu ersetzen und die Software anzupassen. Im vergangenen Quartal habe es zum Beispiel Engpässe bei Modulen zur Steuerung von Airbags und Sicherheitsgurten gegeben. Das habe die Produktion bereits gebremst.
Die Quartalszahlen übertrafen die Prognosen der Analysten klar. Die Aktie reagierte im nachbörslichen Handel am Montag mit einem Kursplus von gut sechs Prozent. Tesla erreichte im jüngsten Vierteljahr auch bei Auslieferung und Produktion Bestwerte. Das Unternehmen brachte 201 304 E-Autos an die Kundschaft und stellte 206 421 Wagen her – so viele wie seit Firmengründung 2003 noch nie in einem Quartal. Der Umsatz wuchs um 98 Prozent auf zwölf Milliarden Dollar.
Lediglich Teslas Bitcoin-Engagement, mit dem Musk den Kryptomarkt seit Februar aufmischt, entwickelte sich angesichts der starken Kursverluste der Währung nicht mehr so erfolgreich wie im Vorquartal. Nachdem Teslas ursprünglich 1,5 Milliarden Dollar schwere Investition in die bekannteste Cyberwährung im ersten Vierteljahr 2021 noch zu einem Sondererlös von rund 100 Millionen Dollar geführt hatte, musste der Konzern nun 23 Millionen Dollar auf die Bitcoin-Bestände abschreiben. Deren Bilanzwert lag zuletzt noch bei 1,31 Milliarden Dollar.
Der Elektroauto-Pionier profitierte abermals stark vom Handel mit Abgaszertifikaten, die andere Autobauer benötigen, um ihre Emissionsbilanz aufzubessern und so gesetzliche Vorgaben etwa in Kalifornien oder Europa zu erfüllen. Tesla setzte mit diesem Geschäft im zweiten Quartal 354 Millionen Dollar um. Da die Erlöse eine quasi hundertprozentige Gewinnspanne haben, sind sie für Tesla äußerst lukrativ. Allerdings ging die Bedeutung zuletzt stark zurück. Vor einem Jahr steuerten die Zertifikate noch 428 Millionen Dollar bei, im ersten Quartal 2021 waren es sogar noch mehr als 500 Millionen Dollar.
Musk kündigte an, dass er künftig nur noch gelegentlich an den Telefonkonferenzen mit Analysten nach Vorlage von Quartalszahlen teilnehmen wolle – wenn er etwas wichtiges mitzuteilen habe. Die Auftritte waren bisher eine seltene Gelegenheit, Musks Ansichten zu strategischen Fragen zu hören. Zugleich sorgte er dabei auch wiederholt für Kontroversen – etwa als er im vergangenen Jahr die Corona-Einschränkungen in Kalifornien als «faschistisch» beschimpfte oder einst Analysten für «dumme» und «langweilige» Fragen abkanzelte.