Die Finanzwelt wartet mit Spannung auf mögliche Äußerungen der US-Notenbank (Fed) zur Geldpolitik und entsprechend unbewegt zeigte sich am Nachmittag der deutsche Aktienmarkt.
Der Dax gab um 0,06 Prozent auf 15.784,86 Punkte nach und hielt sich auf hohem Niveau. Im Wochenverlauf zeichnet sich ein kleines Minus von 0,2 Prozent ab. Das Rekordhoch von Mitte August bei 16.030 Zählern bleibt in Reichweite. Der MDax zeigte sich am Freitagnachmittag prozentual unverändert bei 35.953,50 Punkten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,07 Prozent.
In Kürze wird Fed-Chef Jerome Powell im Rahmen des Zentralbank-Symposiums (Jackson Hole) seine Online-Rede halten. Ob der US-Notenbank-Präsident seine Rede tatsächlich auch dazu nutzen wird, Signale über die künftige Geldpolitik der USA zu geben, ist ungewiss. Das Interesse der Marktakteure gilt vor allem dem Zeitpunkt, wann die milliardenschweren Anleihekäufe allmählich zurückgefahren werden. Die umfangreichen Käufe hatten in den vergangenen Jahren die Börsenhausse angetrieben.
Analyst Ralf Umlauf von der Helaba betonte die Schwierigkeiten, vor denen Powell steht: «Letztlich erscheint es opportun, dem FOMC-Meeting im September nicht vorzugreifen – auch um Zeit zu gewinnen.» Dabei verwies er auf Wachstumsraten und Inflation auf hohen Niveaus, die eine Reduzierung der Anleihekäufe angemessen erscheinen ließen. Dem gegenüber stünden ein noch etwas schwächelnder Arbeitsmarkt und zum Teil nur temporäre Preisschübe. Die Pandemie sorge dabei weiter für hohe Unsicherheit, und nicht zuletzt müsse die Fed auch noch darauf achten, dass ihre Schritte nicht zu Verwerfungen an den Finanzmärkten führen. «Die Rekordstände an den Aktienbörsen sind ebenso problematisch wie die extrem niedrigen Realrenditen an den Rentenmärkten», mahnte Umlauf.
Unter den Einzelwerten legte im Dax die Aktie von Vonovia um 1,0 Prozent zu und war damit der Spitzenwert. Der Immobilienkonzern hatte am Morgen bekannt gegeben, Unternehmensanleihen über insgesamt fünf Milliarden Euro im Zusammenhang mit dem geplanten Kauf der Deutsche Wohnen platziert zu haben.
Die Anteile der Deutschen Bank büßten als Dax-Schlusslicht 2,0 Prozent ein und weiteten so ihren etwas mehr als zweiprozentigen Vortagesverlust aus. Die Papiere der Fondstochter DWS gaben im SDax um 1,0 Prozent nach. Sie waren tags zuvor um mehr als 13 Prozent eingebrochen, nachdem Medien berichtet hatten, dass die DWS ins Visier der Aufsichtsbehörden geraten sei. Sowohl die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) als auch mehrere US-Behörden untersuchten die nachhaltigen Investmentprodukte des Vermögensverwalters, hieß es unter anderem im «Wall Street Journal» unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. DWS wies am Donnerstagabend «Anschuldigungen einer ehemaligen Mitarbeiterin entschieden zurück».
Im MDax zählten CTS Eventim mit plus 1,7 Prozent zu den von Anlegern favorisierten Papieren. Der Veranstalter und Tickethändler hofft auf einen Großauftrag. Zusammen mit France Billet und Orange Business Service befindet sich CTS Eventim eigenen Angaben zufolge in der Endphase von Verhandlungen über ein Ticketingabkommen mit dem Organisationskomitee für die Olympischen und Paralympischen Spiele in Paris 2024.
Das Biotechunternehmen Morphosys erhielt in der Europäischen Union die bedingte Zulassung für Tafasitamab in Kombination mit Lenalidomid bei einer speziellen Krebsart. Das verhalf der Aktie zu einem Plus von 1,0 Prozent.
Der Euro bewegte sich kaum und kostete am Nachmittag 1,1762 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Donnerstag auf 1,1767 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,46 Prozent am Vortag auf minus 0,47 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,03 Prozent auf 145,85 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,01 Prozent auf 175,83 Punkte.