Der Vorsitzende der US-Notenbank, Jerome Powell, hat eine Reduzierung der Fed-Anleihekäufe noch in diesem Jahr in Aussicht gestellt.
«Es könnte angemessen sein, in diesem Jahr mit dem Tapering zu beginnen», sagte Powell am Freitag im Rahmen der Notenbankkonferenz von Jackson Hole. Der Arbeitsmarkt habe «deutliche Fortschritte» gemacht. Mit Blick auf das Inflationsziel sprach er sogar von «substanziellen weiteren Fortschritten». Die Fed kauft derzeit monatlich Anleihen im Wert von 120 Milliarden Dollar.
Powell verwies vor allem auf die Verbesserungen am Arbeitsmarkt. Andererseits habe sich in der Corona-Krise die Delta-Variante weiter ausgebreitet. Man werde die Entwicklung weiter beobachten. Ein Beginn der Rückführung des Anleihekaufprogramms sei aber kein unmittelbares Zeichen für eine baldige Zinserhöhung, stellt der Vorsitzende der Federal Reserve klar. Die zuletzt deutlich gestiegene Inflation sei nur vorübergehend.
Zuletzt war an den Finanzmärkten die Erwartung gestiegen, dass die Fed Signale für einen baldigen Ausstieg aus den Anleihekäufen geben könnte. Die Inflation hatte sich im Juli mit 5,4 Prozent stabilisiert – allerdings auf einem sehr hohen Niveau. Die Notenbank strebt lediglich eine Rate von 2 Prozent an. Zudem hat sich die Lage am Arbeitsmarkt zuletzt weiter verbessert. Powell hatte immer wieder darauf hingewiesen, dass vor allem Fortschritte am Arbeitsmarkt Voraussetzung für einen Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik seien.
«Fed-Chef Powell hat in seiner Rede erwartungsgemäß den Kurs in Richtung eines baldigen Ausstiegs aus den Anleihekäufen bestätigt», kommentierte Commerzbank-Experte Christoph Balz. Er erwarte, dass die Notenbank im vierten Quartal beschließen wird, die Anleihekäufe zu reduzieren.
An den Finanzmärkten wurde aber vor allem die zurückhaltenden Aussagen zu den Zinsen beachtet. Schließlich hat Powell so die Sorgen vor einem abrupten Kurswechsel beschwichtigt. «Spekulationen, dass auf das Tapering in naher Zukunft auch eine Leitzinswende folgen könnte, erscheinen nach den heutigen Äußerungen Powells unangebracht, was die Finanzmärkte beruhigen dürfte», sagte Elmar Völker, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Mit Verweis auf die stark steigenden Corona-Infektionen in den USA halte Powell sich ein Hintertürchen offen, um den geplanten Start des Ausstiegs aus der ultra-lockeren Geldpolitik doch noch aufzuschieben.
Die Finanzmarktteilnehmer reagierten eher mit Erleichterung, da sie klarere Signale auch mit Blick auf die Zinsen befürchtet hatten. Die Aktienmärkte legten zu. Zudem stiegen die Kurse von US-Staatsanleihen. Der US-Dollar geriet nach den Aussagen von Powell unter Druck.