Kleiner Hoffnungsschimmer für den von der Corona-Pandemie hart getroffen Tourismus in Deutschland: Die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus dem In- und Ausland ist im Juni gestiegen.
Vom Vorkrisenniveau sind Hotels, Pensionen und Co. jedoch noch weit entfernt. «Der Deutschlandtourismus wird noch einige Zeit brauchen, um an die alten Erfolge wieder anknüpfen zu können», sagte Norbert Kunz, Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbandes (DTV). Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga fürchtet um die Existenz vieler Betriebe. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) warnte vor einer Abwanderung von Fachkräften aus der Branche.
Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Dienstag stieg die Zahl der Übernachtungen von Reisenden im Juni gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,1 Prozent auf 30,9 Millionen. Das monatelange Verbot touristischer Übernachtungen war im Mai je nach Corona-Lage in den Bundesländern schrittweise aufgehoben worden. Im Vergleich zum Juni 2019 verzeichneten Hotels, Pensionen und andere Beherbergungsbetriebe mit mindestens zehn Schlafgelegenheiten aber einen deutlichen Rückgang von 39 Prozent.
Im ersten Halbjahr 2021 brach die Zahl der Übernachtungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 34,7 Prozent auf 76,4 Millionen ein. Das liegt vor allem daran, dass zu Jahresbeginn 2020 vor Ausbruch der Corona-Pandemie Beherbergungsbetriebe noch fast drei Monate lang uneingeschränkt geöffnet waren.
Der Tourismus zählt zu den von der Pandemie besonders hart getroffenen Branchen. Dem Dehoga zufolge berichteten Hotels und Restaurants in Ferienregionen zuletzt zwar von einer guten Nachfrage. Stadt- und Tagungshotels, Eventcaterer sowie Clubs und Diskotheken beklagten aber weiterhin erhebliche Umsatzausfälle. Nach einer jüngst veröffentlichten Dehoga-Umfrage sehen sich 23,6 Prozent der befragten Hotels und Restaurants konkret vor einer Betriebsaufgabe. 37,2 Prozent der Betriebe im Gastgewerbe bangen angesichts fehlender Umsätze um ihre Existenz.
DTV-Geschäftsführer Kunz forderte ein Wiederaufbau- und Modernisierungsprogramm «Tourismus 2025», in dem die branchenspezifischen Hilfen und Programme gebündelt und gestärkt würden. «Jetzt kommt es vor allem auf Innovationen, Investitionen und die Sicherung der Fachkräfte im Tourismus an», sagte Kunz. «Vielen Betrieben fehlen heute die Mittel, um in Qualität und Angebote zu investieren.»
Die Gewerkschaft NGG befürchtet eine Abwanderungswelle von Fachkräften. «Die Krise im Hotel- und Gaststättengewerbe dauert länger an als befürchtet», sagte der NGG-Vorsitzende Guido Zeitler. «Wenn es für Hotelangestellte und Köche keine klare Perspektive gibt, könnten schon in den nächsten Monaten weitere Zehntausende Beschäftigte das Gastgewerbe verlassen.» Schon jetzt hätten viele Hotels und Gaststätten nicht genügend Personal, um die Gäste in der laufenden Sommersaison zu bewirten.
Die Arbeitgeber sollten gemeinsam mit der NGG über einen Zukunftsplan für die Branche verhandeln und ihren Beitrag zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen leisten, forderte Zeitler.