Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben am Donnerstag weiter vorsichtig agiert. Sie warteten auf die an diesem Freitag anstehende Rede des US-Notenbankpräsidenten.
Zum jährlich stattfindenden Zentralbanken-Symposium halten Marktexperten es für gut möglich, dass Jerome Powell auch Aussagen zur künftigen Geldpolitik in den USA machen könnte.
Der Dax weitete seine Vortagesverluste etwas aus und büßte am Ende 0,42 Prozent auf 15.793,62 Punkte ein. Für den MDax ging es um 0,45 Prozent auf 35.954,62 Punkte nach unten. Der Index der mittelgroßen Werte hatte am Vortag noch ein Rekordhoch erreicht.
Analysten erwarten von Powells Rede Hinweise auf den mittelfristigen Kurs der US-Notenbank. Dass der Fed-Chef jedoch mit Blick auf die erwartete geldpolitische Straffung konkreter wird, bezweifeln viele Experten angesichts der ungünstigeren Corona-Lage.
Analyst Christian Schmidt von der Landesbank Helaba verwies zudem auf die in letzter Zeit schwachen Handelsumsätze im Dax. «Dies spricht für die These, dass sich Teile der institutionellen Anleger aktuell nicht mehr am Markt zeigen. Entsprechend steht die Frage im Raum, ob der Spielraum auf der Oberseite inzwischen weitgehend ausgereizt wurde.» Allerdings ist der Handel in den Sommermonaten oftmals auch recht dünn, weil auch viele Profi-Anleger im Urlaub sind.
Konjunkturseitig stand die trübere GfK-Konsumstimmung in Deutschland im Blick. Der jüngsten Verbraucherumfrage zufolge stiegen die Einkommenserwartungen zwar leicht, doch nachlassende Konjunkturerwartungen, steigende Preise und neue Corona-Sorgen bremsen die Lust auf größere Einkäufe.
Unter den Werten in der ersten Börsenliga wurden die Papiere von Delivery Hero besonders abgestraft und büßten 3,2 Prozent ein. Die Online-Lieferplattform für Essen hatte endgültige Geschäftszahlen für das erste Halbjahr vorgelegt. Unterm Strich stand ein Verlust von fast einer Milliarde Euro, nach einem knapp halb so hohen Verlust ein Jahr zuvor.
Die Anteile der Deutschen Bank sanken um 2,3 Prozent und am SDax-Ende ging es für die Aktien der DWS um 13,7 Prozent abwärts. Laut Insidern ist die Vermögensverwaltungstochter der Deutschen Bank ins Visier der Aufsichtsbehörden geraten. Sowohl die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht als auch mehrere US-Behörden untersuchen Medienberichten zufolge die nachhaltigen Investmentprodukte der DWS. Sie soll Angaben zu den Nachhaltigkeitskriterien beim Asset Management zu hoch angesetzt haben, berichtete unter anderem das «Wall Street Journal» unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab um 0,27 Prozent auf 4169,87 Punkte nach. Der französische Cac 40 und der britische FTSE 100 verzeichneten ebenfalls leichte Verluste. In den USA stand der Wall-Street-Index Dow Jones Industrial zum Börsenschluss in Europa 0,2 Prozent im Minus.
Der Kurs des Euro stieg. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1767 (Mittwoch: 1,1736) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8498 (0,8521) Euro. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,51 Prozent am Vortag auf minus 0,46 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,20 Prozent auf 145,82 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,02 Prozent auf 175,94 Punkte.