Die Lockerungen der Corona-Beschränkungen haben die Geschäfte der Einzelhändler in Deutschland im Juni kräftig angekurbelt.
Der Umsatz stieg nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bereinigt um Preiserhöhungen (real) um 4,2 Prozent und nominal um 4,6 Prozent gegenüber dem Vormonat. Gegenüber Juni 2020 gab es ebenfalls deutliche Zuwächse (real plus 6,2 Prozent). Die Halbjahresbilanz fiel positiv aus: Die Umsätze lagen real um 1,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahreszeitraums.
«Diese Entwicklung dürfte mit der bundesweit weiter sinkenden Corona-Inzidenz und den damit verbundenen Lockerungen der Bundes-Notbremse zusammenhängen, die bis 30. Juni 2021 in Kraft war», erklärte die Wiesbadener Behörde mit Blick auf die Juni-Daten. Bund und Länder hatten im April bundeseinheitliche Regeln bei hohen Corona-Infektionszahlen in Kraft gesetzt. Je nach regionaler Entwicklung der Zahlen gab es bereits vor Ende Juni Lockerungen.
Textilhandel profitiert von Lockerungen
Vor allem der von Geschäftsschließungen hart getroffene Textilhandel profitierte von den Lockerungen. Der Umsatz mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren stieg im Juni gegenüber dem Vormonat real um 70,5 Prozent. Er lag damit erstmals wieder über dem Vorkrisenniveau vom Februar 2020. In der Halbjahresbilanz klaffte allerdings noch ein Umsatzminus 26,2 Prozent.
Auch Waren- und Kaufhäuser machten im Juni deutlich bessere Geschäfte als im Mai, ebenso Einrichtungshäuser und Baumärkte. Der Internet- und Versandhandel, der während der Geschäftsschließungen boomte, verzeichnete im Juni hingegen ein Umsatzminus von 7,5 Prozent. Im ersten Halbjahr stand allerdings ein kräftiges Plus von 26,1 Prozent in den Büchern.
Der Privatkonsum ist eine wichtige Stütze der deutschen Konjunktur. Bei den privaten Haushalten haben die Lockdowns zur Bekämpfung der Corona-Pandemie mit Schließungen beispielsweise von Teilen des Einzelhandels, Fitnessstudios oder Kinos zu einem Konsumstau und einer beispiellosen Sparquote geführt.
Materialmangel erschwert Produktion
Ökonomen gehen davon aus, dass der Privatkonsum Europas größte Volkswirtschaft auch in den kommenden Monaten anschieben wird. Die Industrie klagt dagegen über Materialmangel und Störungen in den Lieferketten. Das dämpft die Produktion.
Das niedrigere Impftempo und steigende Corona-Infektionszahlen haben nach einer Umfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE) die Verbraucherstimmung zuletzt allerdings etwas gedämpft. Nach fünf Monaten im Aufwärtstrend entwickelte sich das auf einer Umfrage unter 2000 Verbrauchern basierende Konsumbarometer im August wieder negativ. Gemessen an den vergangenen zwölf Monaten erfolge die leichte Eintrübung der Stimmung allerdings auf hohem Niveau, erklärte der HDE am Montag.