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Holpriger Start für neuen Dax mit 40 Konzernen

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Sep 20, 2021 , , ,
«40 ist das neue 30» steht zum Start des neuen Dax 40 auf einem Display unterhalb der Anzeigetafel an der Frankfurter Börse. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Boris Roessler/dpa)

Erstmals in seiner mehr als 30-jährigen Geschichte umfasst der Deutsche Aktienindex 40 Unternehmen. Die zehn zusätzlichen Dax-Mitglieder stehen seit Montag auf dem Kurszettel.

Ziel der Reform des wichtigsten deutschen Börsenbarometers: Der Leitindex soll die deutsche Wirtschaft umfassender abbilden. Zudem legt die Deutsche Börse strengere Maßstäbe an die Mitglieder der Dax-Familie an.

Der Start für den neu aufgestellten Dax war holprig, denn die Krise beim chinesischen Immobilienkonzern Evergrande belastete die Kurse. Der Leitindex rutschte zeitweise bis nahe an die Marke von 15.000 auf ein Tief seit Mitte Mai. Er schloss 2,31 Prozent tiefer bei 15.132,06 Punkten. Mehrere Ratingagenturen hatten die Kreditwürdigkeit von Evergrande weiter heruntergestuft und vor Zahlungsausfällen gewarnt. «Die Angst vor einer nächsten Immobilienkrise ist zurzeit groß», schrieb Analyst Christian Henke vom Broker IG.

Die China-Risiken bei gleichzeitiger Kaufzurückhaltung vor geldpolitischen Signalen der US-Notenbank in dieser Woche ergaben auf dem Aktienmarkt eine toxische Mischung. Mit der Neuaufstellung des Dax habe der Rückgang dagegen wohl kaum etwas zu tun, erläuterte Analyst Konstantin Oldenburger vom Handelshaus CMC Markets. Seit dem Dax-Rekord im August mit über 16.000 Punkten nimmt der Konjunkturpessimismus zu.

Unter den zehn Neulingen ist Airbus mit Abstand das Unternehmen mit dem größten Börsenwert. Mit dem deutsch-französischen Flugzeughersteller bekommt der Dax ein weiteres Schwergewicht auf dem Niveau des Autoherstellers Daimler und des Versicherungsriesen Allianz.

Neu im Dax sind auch der Chemikalienhändler Brenntag, der Kochboxenlieferant Hellofresh, die Holdinggesellschaft Porsche, der Sportartikelhersteller Puma, das Biotechnologie- und Diagnostikunternehmen Qiagen, der Pharma- und Laborzulieferer Sartorius, der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers, der Aromen- und Duftstoffhersteller Symrise und der Online-Modehändler Zalando.

Schon zum 30. Dax-Jubiläum im Juli 2018 hatte Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer laut darüber nachgedacht, den Leitindex «etwas breiter aufzustellen» – schließlich ist der Dax das Barometer der deutschen Wirtschaft. Lange wurde der Index von den Branchen Chemie, Auto, Energie und Finanzdienstleistungen dominiert. Nun sollen zum Beispiel auch aufstrebende Internetfirmen einen Platz bekommen.

Der Wirecard-Bilanzskandal beschleunigte die Verschärfung des Regelwerks. Der Münchener Zahlungsdienstleister hatte sich trotz milliardenschwerer Luftbuchungen, die im Sommer 2020 aufflogen und sich zu einem der größten Betrugsfälle der deutschen Wirtschaftsgeschichte auswuchsen, noch über Monate im Dax halten können.

Denn nach den seinerzeit geltenden Regeln konnte die Deutsche Börse die Aktie nicht einfach von heute auf morgen aus dem Index werfen. Für Kritik sorgte auch, dass für Wirecard der Essenslieferant Delivery Hero in den Dax aufrückte und damit ein Unternehmen, das seit seiner Gründung 2011 im laufenden Geschäft noch nie Geld verdient hat.

Künftig will die Deutsche Börse die Zusammensetzung des Dax zweimal statt einmal jährlich regulär überprüfen. Neu aufgenommen werden sollen nur noch profitable Unternehmen. Pleitekandidaten und Konzerne, die ihrer Pflicht zur fristgerechten Veröffentlichung von Zwischenberichten nicht nachkommen, sollen nichts mehr in der ersten Börsenliga verloren haben.

Gleichzeitig mit der Dax-Erweiterung wird der MDax der mittelgroßen Werte von 60 auf 50 Titel verkleinert und verliert somit an Gewicht. Fünf Unternehmen aus dem Nebenwerte-Index SDax rückten am Montag in den verkleinerten MDax auf: die Vodafone-Sendemastentochter Vantage Towers, der Recycling-Spezialist Befesa, der Gabelstapler-Hersteller Jungheinrich, der Finanzdienstleister Hypoport sowie Zooplus, ein Online-Händler für Haustierbedarf. Der MDax ging am Montag mit einem Minus von 1,4 Prozent auf 34.799,59 Punkte aus dem Handel.