• Do. Nov 21st, 2024

Daimler steigert Gewinn trotz Absatzeinbruch

Der Autobauer Daimler konnte seinen Gewinn im dritten Quartal steigern. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sebastian Gollnow/dpa)

Absatz? Wer braucht schon Absatz? Daimler hat im abgelaufenen dritten Quartal zwar weniger Autos und Lastwagen verkauft, aber dennoch mehr Gewinn gemacht, wie der Konzern am Freitag mitteilte.

Fast ein Drittel weniger Mercedes-Benz-Pkw kamen auf die Straße, inklusive Nutzfahrzeugen fehlt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Viertel des Absatzes. Doch das steckten die Stuttgarter erstaunlich gut weg.

«Wir bleiben auf Kurs, um unsere Ziele für das Gesamtjahr zu erreichen», sagte Finanzchef Harald Wilhelm. Vor allem unter dem Strich sieht es gut aus: Der auf die Aktionäre entfallende Gewinn stieg im dritten Quartal allen Widrigkeiten zum Trotz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 21 Prozent auf 2,47 Milliarden Euro.

Zuwachs bei Top-Modellen nicht von ungefähr

Dabei halfen mehrere Effekte: Zum einen gab Daimler teuren Fahrzeugen bei der Versorgung mit den weltweit knappen Halbleitern Vorrang. Die Top-Modelle wie die S-Klasse legten daher beim Absatz zu. Diese Fahrzeuge lohnen sich für den Konzern besonders. Zudem konnte Daimler auch höhere Preise durchsetzen – hier hilft der Chipmangel den Konzernen sogar, weil er Autos zum knappen Gut macht. Das wirkt sich insbesondere im Geschäft mit Firmenwagen und Autovermietern aus, wo die Rabatte normalerweise hoch sind.

Daneben sparten die Stuttgarter konsequent: Wilhelm sprach von 15 Prozent niedrigeren Fixkosten. Auch die Finanzsparte half beim Ergebnis: Sie profitierte von niedrigeren Refinanzierungskosten und den höheren Gebrauchtwagenpreisen, die beispielsweise beim Verkauf von zurückgegebenen Leasingautos helfen.

Beim Umsatz hinterließen die nicht verkauften Fahrzeuge dagegen Spuren – wenn auch weniger als man hätte erwarten können. Mit 40,1 Milliarden Euro lag er rund 200 Millionen unter dem Wert aus dem Vorjahreszeitraum.

Chipmangel bleibt das große Problem

Die Jahresprognosen für die Margen in der Auto- und Lkw-Sparte behielt der Konzern bei – geht aber beim Absatz von Autos nun von einem leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr aus. Daimler musste im dritten Quartal vor allem wegen des Chipmangels mehrfach die Produktion einschränken. Sowohl im Pkw- als auch im Lkw-Bereich stehen zudem viele Fahrzeuge fast fertig auf Halde, weil noch einzelne Chips fehlen. Diese können laut Daimler aber schnell fertig gebaut und ausgeliefert werden, sobald die fehlenden Teile da sind.

Für das laufende Quartal erwartet Finanzchef Wilhelm zwar eine Verbesserung der Halbleiterversorgung. Die angespannten Lieferketten wirken sich aber weiter spürbar aus. Auch 2022 werde der Halbleitermangel bestehen – wenn auch nicht mehr so stark wie in diesem Jahr.

Solide Zahlen in anspruchsvollen Zeiten

Daimler geht also in anspruchsvollen Zeiten mit soliden Zahlen in die Aufspaltung des Konzerns. Noch vor Jahresende soll das Lkw-Geschäft unter dem Namen Daimler Truck an die Börse gebracht werden.

Dort lag im dritten Quartal der Absatz um sieben Prozent über dem Vorjahreswert. Aber auch im Truck-Geschäft, vor allem bei den lukrativen Schwerlastern, bei denen Daimler Weltmarktführer ist, gab es Probleme mit Chips, und so fiel der Umsatz leicht. Im dritten Quartal gingen aber Bestellungen für 161 825 Lkw ein – fast zwei Drittel mehr als vor einem Jahr.

Zudem kündigte Wilhelm einen weiteren, wenn auch viel kleineren Umbau an: Mercedes gibt die eigenen Geschäfte mit Getriebekomponenten für die Kompakt- und Mittelklasse an den österreichischen Zulieferer Magna ab. «Wir reden hier nicht über einen Verkauf von Werksteilen», betonte der Finanzchef. Die Kooperation mit den Österreichern erlaube es Daimler jedoch, die eigenen Standorte schneller in Richtung batterie-elektrische Antriebe umzustellen.

Experten hatten die Zahlen für das dritte Quartal in den vergangenen Tagen als Prüfstein für Daimler bezeichnet. Die Börse sah ihn am Freitag offenbar als bestanden an: Am Vormittag gehörte die Daimler-Aktie zu den Gewinnern im Dax.

Von Marco Engemann, dpa-AFX und Christof Rührmair, dpa