Der Dax hat am Donnerstag seine zeitweise etwas deutlicheren Verluste im Zuge der geldpolitischen Aussagen der Europäischen Zentralbank (EZB) zum Schluss fast komplett aufgeholt.
Mit minus 0,06 Prozent auf 15.696,33 Punkte ging der deutsche Leitindex aus dem Handel. Der MDax der mittelgroßen Börsentitel schloss prozentual unverändert mit 35.012,14 Punkten.
Die EZB hält trotz einer höheren Inflation an ihrem Kurs des billigen Geldes fest. Erst im Dezember will der Rat der Zentralbank entscheiden, wie es mit den milliardenschweren Anleihekäufen weitergeht. In Deutschland hat sich derweil der Preisauftrieb im Oktober weiter beschleunigt. Lagarde betonte erneut, der Anstieg der Inflation sei nur vorübergehend. Laut dem Experten Christian Reicherter von der DZ Bank erhielt die marktseitige Zinserhöhungsfantasie damit einen leichten Dämpfer: «Gänzlich überzeugt scheinen die Marktakteure aber nicht zu sein.»
Entscheidend werde jetzt sein, ob die Inflation ab Anfang kommenden Jahres tatsächlich so stark falle, wie derzeit prognostiziert, schrieb Ökonom Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg. «Und noch mehr interessiert den Markt, was die EZB macht, falls sich diese Prognose als falsch herausstellen sollte.» Am Geldmarkt schienen die Akteure zunehmend darauf zu setzen, dass die EZB letztlich dazu gezwungen sein werde, ihren Kurs zu korrigieren und die Geldpolitik bereits im kommenden Jahr zu straffen.
Neben der EZB prägte den Handel eine Vielzahl Quartalsberichte. Aus dem Dax veröffentlichten Airbus, Volkswagen und Linde Geschäftszahlen. Airbus hob das Gewinnziel für 2021 zum zweiten Mal in diesem Jahr an. Die Aktien legten daraufhin um 1,9 Prozent zu. Die Volkswagen-Aktien verloren 4,5 Prozent. Die Wolfsburger zeigten sich wegen Lieferengpässen zurückhaltend zu den Auslieferungszahlen und zum Umsatz 2021. Die Linde-Anteile verloren trotz eines erneut erhöhten Gewinnziels für 2021 1,1 Prozent. Die Papiere des Gasproduzenten waren am Vortag auf ein Rekordhoch geklettert.
Größter Verlierer im Leitindex waren Deutsche Wohnen mit minus 8,2 Prozent. Das Unternehmen verlässt nun den Dax wegen der Übernahme durch Vonovia. Für Deutsche Wohnen kehren die Beiersdorf-Aktien zurück in den Dax, die an diesem Donnerstag 4,7 Prozent verloren. Analyst Martin Deboo von der Investmentbank Jefferies beschrieb das dritte Quartal des Nivea- und Tesa-Herstellers als «etwas schwächer als erwartet».
Die Papiere des Bausoftware-Herstellers Nemetschek sackten im MDax um 7,3 Prozent ab. Hier nahmen Anleger erst einmal Gewinne nach der jüngsten Kursrally mit. Die Aktien von Aurubis sprangen hingegen nach einem Geschäftsjahr, das besser als erwartet ausfiel, auf den höchsten Stand seit Anfang August und schlossen mit plus 4,6 Prozent.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 0,31 Prozent auf 4233,87 Punkte. Mit noch höherem Zuwachs schloss der französische Cac 40, der britische FTSE 100 schloss kaum verändert. In New York legte der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss zu.
Der Euro kostete zuletzt 1,1684 US-Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs auf 1,1593 (Mittwoch: 1,1617) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8626 (0,8608) Euro.
Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,16 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite zur Kasse von minus 0,25 Prozent auf minus 0,27 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,04 Prozent auf 144,00 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,46 Prozent auf 168,88 Punkte.