Das Handwerk sieht eine Verschärfung des Fachkräftemangels in Deutschland. «Die Betriebe suchen händeringend nach qualifizierten Fachkräften», sagte der Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), Holger Schwannecke, am Freitag.
Die Lage sei schon wieder ähnlich wie vor Beginn der Corona-Krise. Der Fachkräftemangel erweise sich aktuell als Bremse eines sonst noch stärkeren Umsatzwachstums im Handwerk.
Der schon jetzt immens hohe Fachkräftebedarf werde weiter in dem Maße zunehmen, in dem sich die «Ampel»-Verhandelnden auf ambitionierte Ziele beim Klimaschutz, der Energie- und Verkehrswende, bei der Digitalisierung und der Gestaltung des demografischen Wandels verständigten, sagte Schwannecke. «Denn es sind vor allem Handwerksbetriebe und ihre Beschäftigten, die das am Ende umsetzen.»
Der Verband korrigierte seine – allerdings auch wenig optimistische – Umsatzprognose aus dem Frühjahr deutlich nach oben, wie zuerst die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» berichtet hatte. Der ZDH erwartet nun nicht mehr nur ein Umsatzplus von 1 Prozent, sondern 2 Prozent. So hätten viele Menschen im Zuge der Corona-Lockdowns beschlossen, ihre Wohnungen und Häuser umzugestalten. Aktuell müssten die Kunden bereits wieder durchschnittlich 9,3 Wochen warten, bis ein Handwerker einen Auftrag ausführen könne, sagte Schwannecke der Zeitung. Zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres waren es noch 8,0 Wochen.
«Wenn die wirtschaftliche Erholung im Handwerk andauern soll, muss die künftige Regierung für eine Verstetigung dieses Erholungsprozesses sorgen», so Schwannecke. «Sie muss für unsere Betriebe angesichts der leider wieder deutlich steigenden Infektionen Planungssicherheit bezüglich Corona-Schutzkonzepten, Arbeitsvorgaben wie auch Impfstatusabfragen schaffen.» Bei den Liefer- und Materialengpässen müsse die Politik die ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten etwa bei öffentlichen Aufträgen nutzen.
Der zentrale Baustein, um die zunehmende Fachkräftelücke zu schließen, sei die berufliche Bildung. «Daher dürfen es die Ampel-Parteien auch nicht bei ambitionierten Ankündigungen belassen, sondern müssen mit mehr Nachdruck als bisher für eine echte Gleichwertigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung sorgen.»