• Sa. Nov 23rd, 2024

Immer mehr Direktbanken verlangen Gebühren für Girocard

Die Direktbank ING verlangt künftig Gebühren für die Girocard. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Arne Dedert/dpa)

Die kostenlose Girocard war einmal: Nicht nur ein Teil der klassischen Geschäftsbanken und Sparkassen verlangt für die beliebte Zahlungskarte eine Gebühr, sondern auch immer mehr Direktbanken in Deutschland.

ING Deutschland, DKB Bank und Co. setzen auf die Visa Zahlungskarte (Visa Debitcard), die sie kostenlos anbieten, und argumentieren mit geänderten Bedürfnissen ihrer Kundinnen und Kunden.

So verlangt beispielsweise die ING Deutschland ab Anfang März 2022 für die Girocard 0,99 Euro pro Monat, wie das Institut auf Anfrage mitteilte. Die erste Belastung erfolge im April. Die Zahlungskarte von Visa bleibt dagegen kostenfrei. Zunächst hatte der Newsletter «Finanzszene» berichtet.

Die nach eigenen Angaben größte Direktbank Deutschlands setzt bewusst auf die Visa Debitkarte. Diese sei weltweit verwendbar und werde mittlerweile von den meisten Händlern vor Ort akzeptiert, auch fürs mobile Bezahlen, begründete das Institut den Schritt. Sie könne im Gegensatz zur Girocard uneingeschränkt für Online-Einkäufe eingesetzt werden. Zudem könnten Girokonto-Kunden ab 50 Euro an 97 Prozent aller Automaten in Deutschland und allen Euro-Ländern damit kostenlos Geld abheben.

Die in Deutschland beliebte Girocard kostet dagegen künftig Geld. Für Neukunden gilt dies bei der Eröffnung eines Girokontos ab Anfang April. Bestandskunden müssen der Änderung zustimmen. «Vor dem Hintergrund des BGH-Urteils werden wir im Zuge dessen auch ihre Zustimmung zu Änderungen aus der Vergangenheit einholen», teilte das Institut mit. Die Karlsruher Richter hatten im Frühjahr entschieden, dass Kreditinstitute bei Änderungen von Allgemeinen Geschäftsbedingungen die Zustimmung ihrer Kunden einholen müssen.

Heike Nicodemus, Expertin bei der Zeitschrift «Finanztest» der Stiftung Warentest, beobachtet aktuell mehrere Entwicklungen. Bei einigen Instituten, vor allem Direktbanken, sieht sie den Trend weg von der Girocard hin zu Zahlungskarten der US-Anbieter Master- oder Visacard. «Wir vermuten, dass die Institute die Girocard bepreisen, um ihren Kunden neue Verträge für Debitkarten von Master- oder Visacard anzubieten.» Möglicherweise sei das für die Institute kostengünstiger.

Zugleich erhöhen Banken und Sparkassen in der Zinsflaute generell weiter die Gebühren. «Die Girocard kostet dann beispielsweise nicht mehr 6 Euro im Jahr, sondern 7,50 Euro», berichtet Nicodemus. «Hinter der Girocard steht allerdings auch eine Serviceleistung. Das dichte Netz an Geldautomaten, das insbesondere Sparkassen und Volksbanken betreiben, kostet Geld.»

Auch die Direktbank DKB Bank setzt seit November bei Neukunden auf die Visa Debitkarte, die kostenlos angeboten wird. Wollen Neukunden zusätzlich die Girocard, müssen sie dafür 0,99 Euro monatlich zahlen. Ab dem ersten Halbjahr 2022 soll die Visa Debitkarte an die mehr als 4,8 Millionen Bestandskunden ausgegeben werden, die Girocard bleibt für diese kostenlos.

Bei Consors kostet die optional hinzubuchbare Girocard bei Kontoeröffnung ab 27. März 1,00 Euro pro Monat pro Kontoinhaber. Die Visa Debitkarte ist kostenlos. Comdirect setzt ebenfalls seit Frühjahr vor allem auf die kostenfreie Visa Debitkarte, die Girocard kann optional aber weiterhin ohne Gebühren dazu gebucht. Die Visa Debitkarte könne sowohl fürs Online-Shopping als auch kontaktlos an der Ladenkasse oder mobil mit Apple Pay und Google Pay genutzt werden, argumentiert die Commerzbank-Tochter.

Unter Druck gerät die Girocard, von der es in Deutschland rund 100 Millionen gibt, auch aus einer anderen Richtung. Ab 1. Juli 2023 dürfen nach einer Entscheidung des US-Kartenriesen Mastercard keine Maestro-fähigen Girokarten mehr ausgegeben werden, die den Einsatz der Zahlungskarte im Ausland ermöglichen. Die Deutsche Kreditwirtschaft versichert, Banken und Sparkassen könnten auch nach dem Wegfall des Maestro-Systems gewährleisten, dass ihre Kunden die Girocard im Ausland weiter nutzen könnten.

Von Friederike Marx, dpa