Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer würde gerne mehr aufstrebende junge Unternehmen an die Börse holen.
«Wir sollten (…) prüfen, für diese Unternehmen – auch unsere Unicorns – andere Indizes zu schaffen. Es gibt auch wirtschaftliches Leben außerhalb des Dax. Gerade in Deutschland», sagte Weimer der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Als Unicorn (Einhorn) werden Start-ups ab einer Milliarde Dollar Marktbewertung bezeichnet.
Deutschland brauche «Ökosysteme, in denen Zukunftsunternehmen wachsen können», betonte Weimer. «In Deutschland dauert Veränderung viel zu lange. Wir brauchen auch mehr Bereitschaft zum Risiko.» Innovative Wachstumsunternehmen etwa aus der Biotechbranche hatten sich in der Vergangenheit für einen Börsengang in den USA entschieden.
Schon vor Jahren gab es im politischen Berlin die Idee eines «Neuen Marktes 2.0». Zu einem eigenen Börsensegment für Newcomer konnten sich die Verantwortlichen aber nicht durchringen. Zu tief eingebrannt hatte sich das Drama um den Neuen Markt kurz nach der Jahrtausendwende. Kursrallys brachten das Segment damals als «Zockermarkt» in Verruf. Aufgeblasene Bilanzen, Kursbetrug und Insiderhandel gaben der «New Economy» den Rest. Seit dem 5. Juni 2003 ist dieser Neue Markt Geschichte.
«Nur weil etwas vor 20 Jahren nicht funktioniert hat, heißt das nicht, dass man solche Projekte wie die Erweiterung von Indizes nicht wieder angehen sollte», sagte Weimer. «Wir müssen viel offener werden und Angebote schaffen, die interessant sind.»