Auf dem deutschen Arbeitsmarkt werden weiterhin mehr als 20 Prozent der abhängig Beschäftigten mit sogenanntem Niedriglohn bezahlt.
Im April diesen Jahres erhielten 7,8 Millionen Männer und Frauen weniger als 12,27 Euro Stundenlohn, wie das Statistische Bundesamt am Montag berichtete. Das waren 21 Prozent aller Arbeitnehmer. Nach internationaler Definition gilt ein Stundenlohn als niedrig, wenn er weniger als zwei Drittel des mittleren Verdienstes (Median) in einem Land beträgt.
Laut Bundesamt ist die Zahl der Niedriglohnjobs seit April 2018 um rund 250.000 gesunken. Das sei auf die verbreitete Kurzarbeit in der Corona-Krise zurückzuführen, deren Empfänger nicht mitgezählt wurden. Die Statistiker gehen davon aus, dass Empfänger niedriger Löhne eher von Kurzarbeit getroffen wurden als andere.
Von der geplanten Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro würden der Auswertung zufolge 92 Prozent der Beschäftigten im Niedriglohnsektor profitieren. Gegenwärtig beträgt der Mindestlohn noch 9,60 Euro.
DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell bezeichnete die Zahlen als «Armutszeugnis». Der höhere gesetzliche Mindestlohn müsse nun vom Gesetzgeber zügig umgesetzt werden. «Im Vergleich zum aktuellen Mindestlohn erhält eine Vollzeitkraft bei einem Stundenlohn von 12 Euro ganze 250 Euro netto im Monat mehr. Das sind keine Peanuts», sagte Körzell laut einer Mitteilung. Der gesetzliche Mindestlohn könne aber nur die unterste Haltelinie sein. Wirklich gute Lohn- und Arbeitsbedingungen gebe es nur mit Tarifverträgen.