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Konjunkturprognosen für 2022 gesenkt

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Dez 14, 2021 , ,
Carrier fahren auf dem Eurogate Container Terminal zu den Containerbrücken. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marcus Brandt/dpa)

Die vierte Corona-Welle und Lieferengpässe dämpfen die Aussichten auf einen Wirtschaftsboom in Deutschland im kommenden Jahr.

Wirtschaftsforschungsinstitute schraubten am Dienstag ihre Konjunkturprognosen für 2022 nach unten und rechnen mit einem harten Winter für Europas größte Volkswirtschaft. Die Maschinenbauer sind dennoch zuversichtlich, im kommenden Jahr das Vor-Corona-Niveau zu erreichen.

«Die anhaltenden Lieferengpässe und die vierte Corona-Welle bremsen die deutsche Wirtschaft spürbar aus. Die zunächst erwartete kräftige Erholung für 2022 verschiebt sich weiter nach hinten», sagte Timo Wollmershäuser vom Münchner Ifo-Institut, das seine Konjunkturprognose für das kommende Jahr um 1,4 Punkte senkte und jetzt von einem Plus von 3,7 Prozent ausgeht. Dafür soll die Wirtschaft 2023 um 1,4 Punkte stärker wachsen als im Herbst vorhergesagt und um insgesamt 2,9 Prozent zulegen.

Verbesserung im Frühjahr

Die mehrmals heruntergestufte Prognose für das laufende Jahr beließen die Wirtschaftsforscher bei einem Plus von 2,5 Prozent. Im Corona-Krisenjahr 2020 war die Wirtschaft um 4,6 Prozent geschrumpft.

Vor allem im Winterhalbjahr sieht Wollmershäuser noch Auswirkungen der Pandemie. Mit dem Frühjahr werde es dann aber eine Verbesserung geben – auch bei den Lieferengpässen. Allerdings sieht er deutliche Risiken, je nachdem wie sich das Infektionsgeschehen entwickelt.

Ähnlich sieht das auch das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Das Institut rechne wegen Pandemiewellen und Lieferengpässen mit einer Stagnation der deutsche Wirtschaft im Winter. «Ab dem Frühjahr 2022 dürften die Infektionszahlen jahreszeitlich bedingt weiter zurückgehen, und der private Konsum wird wieder deutlich expandieren», sagte IWH-Vizepräsident Oliver Holtemöller. Das Institut rechnet damit, dass das Bruttoinlandsprodukt im kommenden Jahr um 3,5 Prozent zulegt – nach 2,7 Prozent in diesem Jahr. Im September war das IWH noch von einem Wachstum von 3,6 Prozent für 2022 ausgegangen.

Mehr Risiken angesichts der vierten Welle

Auch nach Einschätzung des Bundeswirtschaftsministeriums haben die Konjunkturrisiken angesichts der vierten Corona-Welle zugenommen. Insgesamt dürfte die Wirtschaftsleistung im Schlussquartal des Jahres eher schwach ausfallen, hieß es im Dezember-Bericht zur wirtschaftlichen Lage. Kontaktintensive Dienstleistungen würden durch neue Beschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie gebremst. Zugleich leide die Industrie unter Engpässen bei Vorleistungsgütern.

Das bekommen auch die exportorientierten Maschinenbauer zu spüren. Die Produktion wird in diesem Jahr nach Einschätzung des Branchenverbandes VDMA schwächer wachsen als zunächst angenommen. Erwartet wird für 2021 nun ein Plus von etwa 7 Prozent auf rund 219 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr. «Wir hätten mehr produzieren können, wären die verschiedenen Lieferengpässe nicht so hartnäckig gewesen», erläuterte VDMA-Präsident Karl Haeusgen. Im September war der Verband noch von einem Anstieg um 10 Prozent ausgegangen.

Gute Portion Optimismus

Zuversichtlich zeigte sich Haeusgen für 2022. «Wir gehen mit einer guten Portion Optimismus ins kommende Jahr und gehen davon aus, dass das Vor-Corona-Niveau erreicht wird.» Dank prall gefüllter Auftragsbücher rechnet der Verband mit einem Anstieg der Produktion bereinigt um Preiserhöhungen (real) von 7 Prozent statt wie bisher erwartet von 5 Prozent. 2020 war die Produktion um knapp 12 Prozent eingebrochen.

Rohstoffe und Vorprodukte wie Halbleiter sind derzeit knapp. Viele Industrieunternehmen, darunter die Maschinenbauer, können Aufträge daher nicht im gewohnten Tempo abarbeiten. Im Maschinenbau mangelt es vor allem an Elektronik-Bauteilen und Metallen. Eine weitgehende Entschärfung der Lage wird frühestens im zweiten Quartal 2022 erwartet. Bei Elektronikteilen rechnen die Unternehmen damit nicht vor dem dritten Quartal. Auftragsstornierungen verzeichnet die Branche Haeusgen zufolge bislang jedoch nicht.

Von Friederike Marx und Christof Rührmair, dpa