Airbus und die IG Metall haben sich am Montag in Hamburg abermals zu Verhandlungen über die Bedingungen für einen Umbau der zivilen Flugzeugfertigung in Deutschland getroffen.
Es ist die mittlerweile siebte Runde in einem seit Frühjahr 2021 schwelenden Streit zwischen dem weltgrößten Flugzeugbauer und Deutschlands größter Gewerkschaft. Sollte es wieder kein Ergebnis geben, will die IG Metall ihre Mitglieder zu einer Urabstimmung über einen Streik aufrufen. Zuletzt hatten sich Anfang Dezember mehr als 14.000 Beschäftigte an teils mehrtägigen Warnstreiks beteiligt und mitten im Jahresendspurt die Produktion weitgehend lahmgelegt.
Dauer und Ausgang der Gespräche waren offen. Aus Verhandlungskreisen hieß es, die Unterhändler beider Seiten hätten sich auf die Möglichkeit eingerichtet, dass die Gespräche bis in die Nacht dauern könnten, so dass ein Ergebnis erst am Dienstag verlauten würde.
Der Verhandlungsführer und norddeutsche Bezirksleiter der IG Metall, Daniel Friedrich, hatte zuvor den Belegschaften in einem Flugblatt geschrieben, die bislang letzte Verhandlungsrunde am 14. Januar habe erste Fortschritte gebracht. Am Montag muss sich nach seinen Worten «zeigen, wie verlässlich die bisherigen Gespräche am Ende des Tages sind». Den aktuellen Verhandlungsstand wollten am Montag weder Airbus noch die IG Metall kommentieren.
Airbus will die Montage von Flugzeugrümpfen und -strukturen in einem neuen Tochterunternehmen zusammenfassen. Betroffen wären die Airbus-Werke Stade, Teile des Standorts Hamburg sowie die Airbus-Tochter Premium Aerotec mit drei der vier Augsburger Werke und den Standorten Bremen und Nordenham. Zudem will der Flugzeugbauer die Teilefertigung bei Premium Aerotec in Augsburg, im friesischen Varel und in Rumänien an einen Investor verkaufen. Der ursprüngliche Plan, den Umbau bereits Anfang 2022 umzusetzen, wurde angesichts des Widerstandes bei IG Metall und Belegschaft aufgeschoben.
Die Gewerkschaft zeigt sich zwar prinzipiell offen für eine Investorenlösung für die Teilefertigung, verlangt aber, dass parallel auch ein Verbleib der Teilefertigung im Airbus-Konzern geprüft wird. Zweites großes Konfliktfeld ist die Reichweite von Standort- und Beschäftigungszusagen in der Airbus-Strukturmontage. Die Gewerkschaft verlangt eine Perspektive weit bis ins kommende Jahrzehnt, wenn die Produktion eines Nachfolgers der erfolgreichen A320-Familie ansteht. Dahinter steht die Sorge der Gewerkschaft, dass Airbus bei Flugzeugen der nächsten Generation größere Arbeitspakete statt in Deutschland und Europa in Asien fertigen lassen könnte. Airbus plant, bis 2035 ein marktreifes Passagierflugzeug mit Wasserstoffantrieb auf den Markt zu bringen.