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Außenhandel trotz Zuwächse in «schwierigem Fahrwasser»

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Jan 7, 2022 ,
Container mit Waren im Hamburger Hafen: Das Statistische Bundesamt hat neue Exportzahlen veröffentlicht. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Christian Charisius/dpa)

Deutschlands Exporteure haben zum Jahresende 2021 noch einmal Gas gegeben. Die Unternehmen lieferten im November Waren im Gesamtwert von 125,7 Milliarden Euro ins Ausland.

Das waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 1,7 Prozent mehr als im Oktober 2021 und 12,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Sorgen bereiten jedoch die anhaltenden Lieferengpässe, die auch im November die Industrieproduktion bremsten. Wird weniger produziert, kann auch weniger exportiert werden.

«Wir können nicht davon ausgehen, dass sich der Außenhandel auch in den kommenden Monaten so prächtig entwickelt, auch wenn das natürlich wünschenswert wäre», sagte Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), am Freitag. Probleme in der Logistik, Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten, hohe Energiepreise und nicht zuletzt auch die ungewisse Pandemieentwicklung blieben Faktoren, die die Aufwärtsbewegung stoppen könnten.

Auswirkung von Preissteierungen

In den ersten elf Monaten 2021 übertraf der Außenhandel das Ergebnis des Corona-Krisenjahres deutlich: Von Januar bis einschließlich November vergangenen Jahres verbuchte der Export ein Plus von 13,8 Prozent auf 1258 Milliarden Euro. Die Einfuhren legten noch kräftiger um 16,1 Prozent auf 1091,4 Milliarden Euro zu.

Das Niveau von Februar 2020, dem Monat vor Beginn der Coronabeschränkungen, übertrafen die Exporte im November kalender- und saisonbereinigt um 5,7 Prozent und die Importe um 17,5 Prozent.

Nach Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) bewegt sich der deutsche Außenhandel allerdings «weiterhin in schwierigem Fahrwasser». Für das Exportwachstum seien überwiegend Preissteigerungen verantwortlich, und nicht ein Mehr an Gütern, die verschifft würden, erläuterte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier.

Gut gefüllte Auftragbücher

Nach seinen Angaben werden rund zwei Fünftel der importierten Güter nach der Weiterverarbeitung wieder exportiert. Fehlende Waren schlügen sich in der Produktion nieder und der gestiegene Kostendruck in den Ausfuhren. «Zusammen mit den bislang noch nicht eingepreisten Auswirkungen der Ausbreitung der Omikron-Variante sind das keine guten Voraussetzung für den erhofften Exportaufschwung im Jahr 2022», sagte Treier. Der Export ist neben dem Konsum eine wichtige Stütze der deutschen Konjunktur.

Die Auftragsbücher der deutschen Industrie sind zwar gut gefüllt. So gingen im November dank einer starken Nachfrage aus dem Ausland mehr Aufträge als im Vormonat ein. Doch wegen Lieferengpässen und Materialmangel können die Unternehmen die Bestellungen nicht in dem gewohnten Tempo abarbeiten.

Die Industrieproduktion schrumpfte im November sowohl zum Vormonat (minus 0,2 Prozent) als auch zum Vorjahresmonat (minus 2,4 Prozent). Im Vergleich zum Vorkrisenmonat Februar 2020 lag die Gesamtherstellung 7,0 Prozent niedriger.

Verschärfter Materialmangel

Zwar sendeten die Ausfuhren einen Hoffnungsschimmer. «Ohne Produktion wird der Export-Aufschwung aber von kurzer Dauer sein», meint ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. «Lieferengpässe halten die deutsche Industrie im Würgegriff.» Auch Commerzbank-Experte Christoph Weil ist überzeugt: Erst wenn die Materialengpässe überwunden seien, «wird es auch bei der Produktion eine Rückkehr auf alte Niveaus geben».

Nach Angaben des Ifo-Instituts hat sich der Materialmangel in der deutschen Industrie im Dezember nochmals verschärft. Rund 82 Prozent der von dem Wirtschaftsforschungsinstitut befragten Firmen klagten über Engpässe und Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen – so viele wie noch nie. Im November waren es 74 Prozent. Es sei paradox, sagte Ifo-Umfragenleiter Klaus Wohlrabe jüngst: «Die Auftragsbücher sind voll. Der Materialmangel erlaubt es den Unternehmen aber nicht, ihre Produktion entsprechend hochzufahren.»

Von Friederike Marx und Jörn Bender, dpa