Der Volkswagen-Konzern macht Ernst und will seine lukrative Sportwagentochter Porsche an die Börse bringen. Es liefen dazu fortgeschrittene Gespräche mit dem Großaktionär des Wolfsburger Konzerns, der Porsche Automobil Holding SE, wie es überraschend von beiden Unternehmen hieß.
Volkswagen und die Porsche SE hätten eine Eckpunktevereinbarung verhandelt, die Basis für weitere Schritte sein soll. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen.
Seit Jahren wird über einen Börsengang der Renditeperle im VW-Konzern spekuliert – vor allem Investoren forderten immer wieder eine Verselbstständigung, weil der Wert von Porsche unter dem Konzerndach nicht recht zur Geltung komme. Die Nachrichten kamen bei Anlegern gut an: Die im Dax notierten VW-Vorzugsaktien legten am Vormittag um bis zu zehn Prozent zu. Bei Porsche SE betrug das Plus 11 Prozent. Bereits vor rund einem Jahr hatten sich die Gerüchte um einen Porsche-Börsengang intensiviert und für einen Höhenflug der VW-Aktien gesorgt.
In der Porsche SE bündeln die Eigentümerfamilien ihre Anteile. Die Holding wird direkt von den Familien Porsche und Piëch kontrolliert und besitzt gut 53 Prozent der Stimmrechte am VW-Konzern. Zu diesem wiederum gehört der nicht mit der Holding zu verwechselnde Sportwagenbauer Porsche AG, der Modelle wie den 911er, den Cayenne oder den Elektroboliden Taycan baut. Die Porsche AG war im Zuge des gescheiterten Übernahmeversuchs von VW durch Porsche in der Finanzkrise unter die Haube der Wolfsburger geraten – dafür hatten die Eigentümerfamilien im Gegenzug die Mehrheit am Autoriesen bekommen.
Mit den beiden Premiumtöchtern Audi und Porsche fährt der VW-Konzern die größten Gewinne ein. Insbesondere Porsche glänzt dabei mit hohen Renditen, was Aktien an dem Unternehmen auch für bislang Außenstehende interessant machen könnte. So rechnen es sich zumindest die großen Investoren vor allem aus den USA aus, denen der Börsenwert von Volkswagen insgesamt zu niedrig erscheint. Die Rechnung ist: Wird Porsche an der Börse von Anlegern einzeln bewertet, könnte der Wert des Autobauers aus Stuttgart-Zuffenhausen freier zur Entfaltung kommen und auch den VW-Aktien selbst einen Schub geben.
Vorbild für Finanzexperten sind die Bewertungen für Luxusautobauer wie Ferrari. Dieser war 2015 und 2016 von der damaligen Mutter Fiat Chrysler in zwei Schritten an die Börse zuerst in New York und dann in Mailand gebracht worden. Ferrari blickt bisher auf eine erfolgreiche Zeit auf dem Kapitalmarkt zurück.
VW-Chef Herbert Diess hatte im vergangenen Jahr Spekulationen rund um die Edeltochter dahingehend kommentiert, dass Porsche mit seinen Gewinnen auch nötig sei, um den teuren Konzernumbau hin zu Elektroantrieben stemmen zu können. Gedankenspiele rund um eine Börsennotierung der Porsche AG wurden vor allem den Eigentümerfamilien nachgesagt, die damit wieder mehr direkten Zugriff auf den Autobauer mit dem Familiennamen bekommen könnten. Die Porsche-Holding teilte auch sogleich mit, im Zuge eines möglichen Börsengangs könnte die Porsche SE auch Stammaktien an der Porsche AG erwerben.