Chinas Außenhandel hat zum Jahresbeginn an Schwung verloren. Wie die Pekinger Zollverwaltung am Montag mitteilte, legten die Exporte der zweitgrößten Volkswirtschaft im Januar und Februar im Vorjahresvergleich um 16,3 Prozent zu. Im Dezember hatte der Exportzuwachs noch bei 20,9 Prozent gelegen.
Chinas Einfuhren wuchsen mit 15,5 Prozent ebenfalls langsamer als noch im Dezember, wo ein Importplus von 19,5 Prozent erreicht worden war. Das Wachstum des Außenhandels verlangsamte sich zwar, lag aber dennoch etwas über den durchschnittlichen Erwartungen von Analysten. Wegen der Schwankungen durch das chinesische Neujahrsfest, das immer unterschiedlich auf Januar oder Februar fällt, fasst China die Daten für die beiden Monate zusammen.
Der Ausblick für die kommenden Monate dürfte sich auch vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs eintrüben. Zwar sind weder Russland noch die Ukraine alleine ausschlaggebend für den chinesischen Außenhandel. Sollte sich die Lage jedoch weiter zuspitzen und die Weltwirtschaft etwa durch den steigenden Ölpreis und andere Unsicherheiten einen kräftigen Dämpfer erleiden, würden dies auch chinesische Exporteure zu spüren kriegen.
Dank boomender Bestellungen aus aller Welt während der Corona-Pandemie, die China mit strikten Maßnahmen früh unter Kontrolle bringen konnte, war der chinesische Außenhandel im vergangenen Jahr kräftig gewachsen. Fabriken arbeiteten auf Hochtouren. Doch für dieses Jahr geht die Regierung in Peking davon aus, dass sich die Ausfuhren, die einen wichtigen Teil des chinesischen Wirtschaftswachstums ausmachen, deutlich weniger dynamisch entwickeln dürften.
«Es wird immer schwieriger, ein stetiges Exportwachstum aufrechtzuerhalten», hatte der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang am Samstag zum Auftakt des Pekinger Volkskongresses gewarnt. In seiner Rede stellte er die Nation auf ein wirtschaftlich schwieriges Jahr ein. «Die Covid-19-Pandemie dauert immer noch an. Der weltweiten wirtschaftlichen Erholung fehlt es an Antrieb, und die Rohstoffpreise bleiben hoch und neigen zu Schwankungen», sagte Li Keqiang, der von einem «volatilen, ernsten und unsicheren» Umfeld sprach. Es bestünden «viele potenzielle Risiken» im Wirtschafts- und Finanzsektor.
Nicht nur globale Risiken, sondern auch hausgemachte Probleme wie eine Immobilienkrise, Überschuldung und Energiemangel drücken auf das Wachstum.
Unklar bleibt auch, wie sich die Corona-Pandemie in der Volksrepublik weiter entwickeln wird. Zwar hat China die Pandemie bisher gut im Griff. Doch Gesundheitsexperten fürchten, dass die ansteckendere Omikron-Variante die chinesischen Schutzmaßnahmen an ihre Grenzen bringen könnte. Sollte die Regierung in zahlreichen Städten Lockdowns verhängen müssen, würde sich dies negativ auf Lieferketten und die Produktion auswirken. Wegen steigender Unsicherheiten auch durch den Ukraine-Krieg senkte Chinas Regierung das Wachstumsziel für die zweitgrößte Volkswirtschaft am Samstag auf nur noch 5,5 Prozent – den geringsten Wert seit 30 Jahren.
Im Vorjahr hatte Peking als Wachstumsziel noch «mehr als sechs Prozent» vorgegeben. Doch wuchs die Wirtschaft auch wegen der niedrigen Vergleichsbasis durch die Pandemie im Vorjahr sogar um 8,1 Prozent. Die Dynamik schwächte sich im vierten Quartal mit vier Prozent Wachstum aber deutlich ab.