Belastet von schwachen chinesischen Konjunkturdaten hat der deutsche Aktienmarkt einen uneinheitlichen Wochenstart erlebt.
Während die großen Standardwerte nachgaben, bewegten sich die Papiere aus der zweiten Reihe auf höherem Terrain. «Die Zinssorgen nebst hoher Inflation, die Corona-Lockdowns in China und der schwelende Ost-Konflikt bilden einen Cocktail der Unruhe für die Märkte», kommentierte Marktanalyst Timo Emden von Emden Research.
Der Dax sank um 0,45 Prozent auf 13964,38 Punkte. Am Freitag hatte der deutsche Leitindex um mehr als 2 Prozent zugelegt und erstmals seit längerem eine positive Wochenbilanz geschafft. Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es um 0,39 Prozent auf 28.931,90 Punkte nach oben.
Auch die europäischen Leitbörsen schlugen keine klare Richtung ein. Der EuroStoxx 50 verlor zum Handelsschluss 0,49 Prozent auf 3685,34 Punkte. In Paris schloss der Cac 40 rund 0,2 Prozent niedriger, in London dagegen gewann der FTSE 100 gut 0,6 Prozent. Der New Yorker Dow Jones Industrial büßte zum Handelsschluss in Europa rund 0,3 Prozent ein.
Die strikten Beschränkungen durch Chinas Null-Covid-Strategie bremsen die zweitgrößte Volkswirtschaft stärker als erwartet. Die Industrieproduktion fiel im April überraschend um 2,9 Prozent. Auch die Einzelhandelsumsätze brachen deutlicher als von Analysten vorhergesagt um 11,1 Prozent ein. Zudem fielen die Sachinvestitionen schwächer als erwartet aus.
«Hatten die Anleger zum Wochenschluss die Rezessionsängste für einen Moment verdrängt, sind sie nach den enttäuschenden Zahlen aus dem Reich der Mitte heute Morgen wieder zurück. Damit bleibt das fundamentale Umfeld für den Aktienmarkt wackelig und die Stimmung schlecht an der Börse», bemerkte Analyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets.
Aus den USA kamen am Nachmittag weitere schlechte Konjunkturnachrichten: Der Empire-State-Index, der die Stimmung in den Industrieunternehmen im Bundesstaat New York misst, verzeichnete überraschend einen regelrechten Einbruch. Mit einem Stand unter der Nulllinie signalisiert der Indikator jetzt einen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität.
Unternehmensseitig war die Agenda am deutschen Aktienmarkt zu Wochenbeginn übersichtlich. Mit der Vodafone-Funkturmgesellschaft Vantage Towers und dem IT-Dienstleister Adesso legten Unternehmen aus der zweiten Reihe endgültige Geschäftszahlen vor.
Vantage konnte die Anleger nicht überzeugen: Mit einem Kursrückgang von 4,2 Prozent setzten die Aktien den jüngsten Abwärtstrend fort und waren MDax-Schlusslicht. JPMorgan-Analyst Akhil Dattani attestierte dem Unternehmen ein durchwachsenes Schlussquartal.
Adesso berichtete über ein gutes erstes Quartal, blieb aber wegen einer möglichen Eintrübung des wirtschaftlichen Umfelds bei seinem Jahresausblick. Die Anleger zeigten sich dennoch zufrieden: Die im Nebenwerte-Index SDax gelisteten Papiere verteuerten sich um 4,2 Prozent.
Ansonsten standen Analystenkommentare im Fokus. Sartorius-Titel zählten mit einem Plus von rund zwei Prozent zu den besten Werten im Dax, nachdem die schweizerische Bank UBS sie hochgestuft hatte und nun zum Kauf rät. Damit setzte sich die Erholung vom vergangene Woche erreichten Tief seit Juli 2020 fort. Die Aktienbewertung verkenne das Wachstumspotenzial des Laborzulieferers, begründete Analyst Michael Leuchten seine nun positive Einschätzung.
Neue Kaufempfehlungen der HSBC und der Privatbank Berenberg bescherten dem Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec sowie dem auf Software für die Finanzbranche spezialisierten Anbieter GFT Technologies Kursgewinne von 2,6 beziehungsweise 2,7 Prozent.
Der Euro notierte zuletzt bei 1,0416 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0422 Dollar festgesetzt.
Der Rentenindex Rex fiel um 0,47 Prozent auf 136,06 Punkte. Die Umlaufrendite stieg im Gegenzug von 0,74 auf 0,83 Prozent. Der Bund-Future gewann 0,10 Prozent auf 154,03 Punkte.