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Apple will Konkurrenz mit neuem M2-Chip auf Abstand halten

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Jun 7, 2022 , ,
Apple hat wieder einen Ausblick auf Neuheiten gegeben. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Sieben Jahre nach der Markteinführung der Apple Watch müssen Kunden des iPhone-Konzerns weiterhin auf die Einführung einer großen neuen Produktkategorie warten.

Dabei ist es im kalifornischen Silicon Valley ein offenes Geheimnis, dass Apple an einem epochalen Projekt, nämlich einer eigenen Brille für virtuelle und erweiterte Realität arbeitet. Trotzdem kamen Apple-Chef Tim Cook am Pfingstmontag die Worte «Virtual Reality» (VR) oder «Augmented Reality» (AR) in seiner Keynote-Ansprache der Entwicklerkonferenz WWDC kein einziges Mal über die Lippen.

Stattdessen stellten Cook und sein Team zum WWDC-Auftakt eine ganze Reihe von Weiterentwicklungen und Detailverbesserungen vor, um die ohnehin schon sehr erfolgreichen Apple-Produkte noch ein kleines Stück weiter zu optimieren. Außerdem kündigte der US-Konzern einen neuen Prozessor für seine neuen Mac-Computer an. Den ersten eigenen Computerchip, den M1, hatte Apple vor zwei Jahren auf den Markt gebracht und damit seinem damaligen Hauslieferanten Intel den Rücken gekehrt.

Weniger Strom, mehr Leistung

Die M1-Erfolgsgeschichte soll mit den neuen Generationen der Laptops Macbook Air und Macbook Pro mit dem M2-Prozessor fortgeschrieben werden. Das M2-Chipsystem soll bei gleichem Stromverbrauch mehr Leistung als Apples erster M1-Chip bieten. Unter anderem habe der M2 ein Viertel mehr Transistoren, betonte Apple-Technologiechef Johny Srouji.

Auf dem iPhone bringt das neue Betriebssystem iOS 16 unter anderem mehr Möglichkeiten zur Personalisierung des Sperrbildschirms mit sogenannten Widgets für Funktionen wie die Anzeige der Wettervorhersage. Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android können schon lange Widgets auf dem Sperrbildschirm anzeigen. Apple wird Entwicklern auch eine Live-Schnittstelle anbieten, über die zum Beispiel die Ankunftszeit eines Fahrdienstes oder der Stand bei einem Spiel auf dem Sperrbildschirm in Echtzeit angezeigt werden können.

In Apples SMS-Alternative Messages wird man Nachrichten eine Zeit lang nachträglich korrigieren und zurückziehen können. In der Karten-App können künftig Routen mit bis zu 15 Stopps geplant werden. Apps können künftig Bilder aus Apples «Look Around»-Straßenansichten integrieren – was zum Beispiel Immobilien-Anwendungen zugutekommt. Die Apple Watch wird auch Schlafphasen aufzeichnen und die Nutzer daran erinnern können, ihre Medikamente einzunehmen.

Mit der neuen App «Freeform» will Apple eine Art digitales Whiteboard bieten, auf dem mehrere Nutzer geräteübergreifend nicht nur Text, sondern auch Zeichnungen, Fotos und Videos teilen und bearbeiten können.

Support für ältere Modelle endet früher

Von den iOS-Innovationen profitieren auch Besitzer eines älteren iPhone-Modells, denn iOS 16 läuft auf allen Apple-Smartphones ab dem iPhone 8. Die älteren Modelle iPhone 6s und iPhone 7 sind dann allerdings nicht mehr in der Lage, das ganz aktuelle Betriebssystem laufen zu lassen. Trotz der Verkürzung des Software-Supports von sechs auf fünf Jahre steht Apple im Vergleich zur Android-Konkurrenz ziemlich gut da. Smartphones mit dem Google-Betriebssystem fallen in der Regel nach drei oder vier Jahren aus der Versorgung mit der aktuellesten Android-System raus.

Apple bemühte sich auf der WWDC aber auch, Erfolgsperspektiven jenseits des iPhones und der Macintosh-Computer aufzuzeigen. So steigt Apple stärker ins Finanzgeschäft ein und wird sein Zahlungssystem Apple Pay mit einem Raten-Modell erweitern. Mit «Apple Pay Later» können Nutzer – zunächst nur in den USA – die Kosten für einen Einkauf in vier gleiche Zahlungen aufteilen, die über sechs Wochen verteilt werden, ohne dass Zinsen oder Gebühren für die Verbraucher fällig werden. Dafür kassiert Apple von den beteiligten Kredit- und Debit-Kartenausstellern eine Gebühr.

Stärkere Ambitionen ließ Apple auch im Automobil-Sektor erkennen. Obwohl auch hier das geheimnisumwitterte Apple-Car nicht in Sicht ist, hat der Konzern große Pläne mit seiner Auto-Software CarPlay. Bisher war sie dafür da, Inhalte von einem iPhone auf den Infotainment-Bildschirm zu bringen. Die kommende Version soll nun aber auch Zugriff auf Auto-Funktionen wie die Steuerung der Klimaanlage bieten – und auch das komplette Instrumenten-Cluster zum Beispiel mit der Geschwindigkeits-Anzeige betreiben können.

Ein Schritt weg von Corona

Erste Fahrzeuge, die darauf zurückgreifen, sollen Ende kommenden Jahres vorgestellt werden, wie es hieß. Unter den Herstellern, die laut Apple bei dem Projekt mitmachen, sind Mercedes, Audi und Porsche sowie unter anderem Ford, Renault, Nissan und Volvo. Google arbeitet bereits seit Jahren daran, neben seiner CarPlay-Konkurrenz Android Auto den Herstellern auch eine Android-Version für Fahrzeug-Funktionen anzubieten.

Für Apple war der Auftakt der WWDC 2022 nach zwei Corona-Jahren auch ein Schritt in die Normalität. Aber der Konzern traute sich noch nicht, wie im Jahr 2019 über 5000 Entwickler im Silicon Valley zu empfangen. Für den Besuch der futuristischen Firmenzentrale in Cupertino, dem Apple Park, wurden nur wenige hundert Developer und einige Journalisten nach einem Losverfahren zugelassen. Die Massen erreichte Apple mit einer Übertragung des aufgezeichneten Events im Internet.

Auf die Datenbrille von Apple, über die schon seit Jahren spekuliert wird, mussten alle WWDC-Teilnehmer warten, egal ob sie in der kalifornischen Sonne saßen oder zu Hause vor dem Bildschirm. Zuletzt waren die Erwartungen durch Medieninformationen angeheizt worden, wonach der Konzern seinen Verwaltungsratsmitgliedern den Prototypen eines Headsets vorgeführt habe, das für den Nutzer digitale Inhalte und Bilder aus der Umgebung kombinieren könne. Wer am Pfingstmontag aber genau zugehört und hingeschaut hat, konnte allerdings weitere Software-Bausteine erkennen, die Apple bei einem solchen Gerät helfen können. Dazu gehören etwa eine verbesserte Sprachsteuerung und die Texterkennung nicht nur in Fotos, sondern künftig auch in Videos.

Von Christoph Dernbach und Andrej Sokolow, dpa