Einen Monat nach dem Start sind viele Autofahrer enttäuscht von der Spritsteuersenkung. An keinem Tag seit dem 1. Juni waren Benzin oder Diesel um die volle Höhe der Steuerentlastung billiger als am 31. Mai, wie aus aktuellen Zahlen des ADAC vom Donnerstag hervorgeht.
Insbesondere bei Diesel wurde die Entlastung schnell von einem Preisanstieg aufgezehrt, so dass der Kraftstoff zwischenzeitlich sogar teurer war als vor der Steuersenkung.
Zuletzt haben die Spritpreise wieder etwas nachgegeben: Am Mittwoch kostete Super E10 im bundesweiten Tagesdurchschnitt 1,861 Euro pro Liter. Das ist zwar der niedrigste Wert im Monat, allerdings nur 29 Cent weniger als vor der Steuersenkung um 35,2 Cent. Diesel lag bei 2,019 Euro pro Liter. Damit ist es 2,5 Cent billiger als vor der Steuersenkung um 16,7 Cent. Am billigsten innerhalb des Juni war Diesel gleich am ersten Tag – damals lag der Preis immerhin 11,6 Cent niedriger als am 31. Mai. Am Donnerstag, dem letzten Tag des Juni setzte sich der aktuelle leichte Abwärtstrend bei Diesel fort. Der E10-Preis war weitgehend unverändert.
Preise weiter überhöht
«Das Preisniveau ist weiter massiv überhöht – bei Superbenzin mindestens 25 Cent, bei Diesel noch deutlich mehr», sagte ADAC-Kraftstoffmarkt-Experte Jürgen Albrecht. «Im Moment geht es zwar bei Diesel ganz leicht in die richtige Richtung, aber die Preise müssen noch weit sinken, bis sie wieder angemessen sind. Für die Autofahrer ist das eine schwere Belastung», betonte er und warnt: «Nach wie vor besteht die Gefahr, dass sich das aktuell überhöhte Preisniveau durch einen Gewöhnungseffekt verfestigt.»
Dass die Spritpreise im Juni tendenziell stiegen, ist allerdings ein Effekt, der nicht nur in Deutschland auftrat, wie am Donnerstag veröffentlichte Zahlen der EU-Kommission zeigen. Rechnet man den Effekt der Steuersenkung heraus, liegt Deutschland bei Superbenzin etwa im Mittelfeld, bei Diesel gehört es dagegen zu den Ländern mit den stärkeren Anstiegen.
Das Bundeskartellamt verwies auf hohe Abstände der Spritpreise zu den Rohölpreisen im Juni. Beobachtungen wie diese seien «ein wichtiger Indikator bei unserem engen Monitoring der Preisbewegungen insgesamt», sagte Präsident Andreas Mundt. Auch die Preisentwicklung in Nachbarländern könne «ergänzende Hinweise geben». Für belastbare Rückschlüsse sei aber eine vertiefte Analyse notwendig. «Genau hier soll unsere Sektoruntersuchung mit dem Schwerpunkt Raffinerien und Großhandel ansetzen und insbesondere die Marktstruktur, die Kostenstrukturen und die tatsächlichen Gewinnmargen näher beleuchten.» Aktuell werden dafür laut Kartellamt etwa 20 deutsche Raffinerien umfassend befragt.