• Fr. Nov 22nd, 2024

Exportplus im April: Aufwärtstrend oder Strohfeuer?

Im April wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes deutsche Waren im Gesamtwert von 126,4 Milliarden Euro ins Ausland geliefert. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Daniel Reinhardt/dpa)

Deutschlands Exporteure gehen mit etwas Rückenwind in schwierige Monate. Den April schloss der Außenhandel mit Zuwächsen ab – trotz der wirtschaftlichen Verwerfungen infolge des Ukraine-Krieges und Einschränkungen wegen der Corona-Lockdowns in Teilen Chinas.

Volkswirte rechnen mit weiteren Rückschlägen für die Exportnation Deutschland in den kommenden Monaten.

Im April wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes Waren «made in Germany» im Gesamtwert von 126,4 Milliarden Euro ins Ausland geliefert. Das waren 4,4 Prozent mehr als im März und 12,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie die Behörde mitteilte.

Gutes Wachstum für deutsche Wirtschaft

«Das April-Exportwachstum ist ein erfreulicher wirtschaftlicher Auftakt für das zweite Quartal», befand der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. «Da gleichzeitig auch der Dienstleistungssektor von Nachholeffekten profitiert, könnte die deutsche Wirtschaft in den Frühjahrsmonaten besser wegkommen als ursprünglich angenommen.»

Doch so rosig wie die Monatsbilanz auf den ersten Blick aussieht, ist sie nach Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) nicht: «Das Exportplus im April ist leider keine Trendwende. Es geht allein auf Preissteigerungen bei den Ausfuhren zurück», analysierte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. «Angesichts eines Preisanstiegs von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat sind die Exporte real sogar gesunken.»

Probleme bleiben

Nach wie vor funktionieren viele Lieferketten nicht reibungslos. Der Industrie fehlen wichtige Materialien. Zwar wurden in der Hafenmetropole Shanghai nach zwei Monaten strengem Lockdown die Beschränkungen zum 1. Juni weitgehend gelockert. Doch nach Einschätzung von Experten wird es wahrscheinlich noch Monate brauchen, bis sich die durch die Pandemie-Bekämpfung ausgelösten Probleme für die deutsche Wirtschaft lösen. «Bis die Logistik wieder aufgebaut ist, braucht es einige Wochen», sagte kürzlich der Delegierte der deutschen Wirtschaft, Maximilian Butek, in Shanghai. «Bis Unternehmen in Deutschland nichts mehr spüren, kann es noch Monate dauern.»

Eine weitere Belastung für Unternehmen sind die rasant gestiegenen Preise für Energie, Rohstoffe und Vorprodukte. «Der Exportmotor knirscht gewaltig», meint DIHK-Experte Treier. Die volle Wucht der Lieferengpässe bekämen Unternehmen erst nach etwa zwei bis drei Monaten zu spüren. «Das dicke Ende kommt erst noch.»

In einer am Freitag veröffentlichten Umfrage des Münchner Ifo-Instituts gab die Mehrheit der unter Materialmangel leidenden Unternehmen an, die Lockdowns in China hätten die Situation verschlimmert. «Branchen wie die Automobilindustrie, Chemie, Maschinenbau oder elektrische Ausrüstungen, die eng mit der chinesischen Wirtschaft verflochten sind, sind am stärksten betroffen», erläuterte die Leiterin des Ifo-Zentrums für Außenwirtschaft, Lisandra Flach.

Exportzahlen 2022 positiv

Auf Jahressicht sind die deutschen Exporte bislang im Plus: Mit 489,4 Milliarden Euro lagen die Ausfuhren von Januar bis einschließlich April um 10,9 Prozent über dem Wert der ersten vier Monate 2021. Die Importe summierten sich auf 466,2 Milliarden Euro. Das ist ein Plus von 24,8 Prozent.

Ein Minus verzeichnen die Wiesbadener Statistiker in der bisherigen Exportstatistik für 2022 lediglich im Handel mit Russland. Im April gingen die Ausfuhren nach Russland wegen der Sanktionen gegen das Land nach dem Angriff auf die Ukraine und anderer Maßnahmen zur Exportbeschränkung binnen Monatsfrist weiter zurück.

Nach dem Einbruch um mehr als 60 Prozent im März verringerten sich die deutschen Exporte in die Russische Föderation von März auf April um weitere 10 Prozent auf 0,8 Milliarden Euro. Die Importe aus Russland gingen um 16,4 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro zurück. Russland liefert vor allem Rohstoffe und Energie.

Von Jörn Bender, dpa