Der Fahrgastverband Pro Bahn sieht sich nach dem ersten Härtetest für das 9-Euro-Ticket am Pfingstwochenende in seiner Kritik bestätigt.
«In den Hauptreisezeiten war die Nachfrage auf den Hauptstrecken so stark, dass Züge nicht abfahren konnten. Und einige Bahngesellschaften – etwa die Metronom in Norddeutschland – haben die Fahrradbeförderung ausgeschlossen, weil sie dem Ansturm nicht Herr wurden», sagte Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Das Chaos sei vorhersehbar gewesen und Folge eines politischen Angebots, ohne dafür über die nötigen Kapazitäten im Bahnverkehr zu verfügen.
«Nicht alles, was gut gemeint ist, ist auch gut gemacht», sagte Naumann. Gut am 9-Euro-Ticket sei, dass dadurch der öffentliche Nahverkehr wieder ins Gespräch gebracht worden sei. «Es funktioniert aber nur, wenn die Kapazitäten vorhanden sind», betonte Naumann. Pfingsten galt als erster Härtetest für die Rabattaktion. Mit dem Fahrschein kann man jeweils einen Monat lang bundesweit den Nahverkehr nutzen, das Ticket ist für Juni, Juli und Augst erhältlich. Es soll etwa Pendler unterstützen und außerdem helfen, neue Nutzer dauerhaft vom Umstieg auf die Bahn zu bewegen.
Zu anderen Zeiten, zu anderen Orten
Naumann erwartet für die kommenden Sommermonate weitere Probleme. Bahnreisenden riet er darum, wenn möglich nicht am Wochenende zu fahren, sondern auf Tage in der Wochenmitte auszuweichen und das Ausflugsziel zu überdenken. «Muss es unbedingt Sylt sein, Warnemünde oder der Tegernsee – oder gibt es nicht auch andere schöne Gegenden, wo die Nachfrage geringer ist?», so Naumann.
Derweil rechnet die Bahn für Pfingstmontag erneut mit einem stärkeren Andrang wegen erster Rückreisen. Sie empfahl Fahrgästen erneut, sich kurz vor Reiseantritt noch einmal bei den Verkehrsverbünden vor Ort oder über den DB Navigator informieren. Ab den frühen Mittagsstunden hieß es von der Deutsche Bahn bei Twitter zunehmend: «Wegen des außergewöhnlich hohen Fahrgastaufkommens ist eine Beförderung und die Mitnahme von Fahrrädern nicht mehr möglich. Bitte wählen Sie eine andere Verbindung.» Betroffen waren etwa der Regionalexpress zwischen Berlin und Rostock über Stralsund oder der RE1 zwischen Magdeburg und Cottbus über Berlin.